Gemeinsam statt einsam
Für die richtige Wahl der Wohnform spielen viele Aspekte eine Rolle – unter anderem auch das Alter.
Die eigenen vier Wände haben für Menschen in unserem Kulturkreis einen sehr hohen Stellenwert. Wir verbinden damit zumeist den Ort, an dem wir uns geborgen fühlen, zur Ruhe kommen können und Sicherheit verspüren. Die Anforderungen an diese eigenen vier Wände verändern sich aber im Laufe unseres Lebens. Und gerade für ältere Menschen ist es oft schwierig, die für sie passende Wohnform für den Lebensabend zu finden. Einige verschiedene Modelle stellen wir hier vor.
Wir leben in einem Land der Häuslbauer*innen. Das Haus mit Garten war und ist für viele Menschen die Idealvorstellung vom eigenen Wohnort. Hier kann man seine eigenen Wünsche und Vorstellungen verwirklichen. Ein Haus bietet genug Platz, jede*r hat ein eigenes Zimmer, man kann alles Mögliche in Keller oder Dachboden verstauen und auch für diverse Hobbies bleiben noch Räume übrig. Und das bisschen Gartenarbeit schafft man in jungen Jahren auch locker. Über die Jahre baut sich dann eine oft sehr innige Beziehung zum eigenen Haus auf, die mit vielen Erinnerungen und Emotionen aufgeladen ist.
Der Traum vom eigenen Haus
Wird man aber älter, dann stellt sich dieser Traum vom eigenen Haus oder der großen 2-Etagen-Wohnung mit tollem Ausblick oft als Belastung heraus. Die Kinder sind längst ausgezogen, die halbe Wohnung steht leer und muss trotzdem in Schuss gehalten werden. Auch die Einsamkeit ist für viele Menschen eine große Belastung, wenn sie nach dem Berufsleben immer weniger soziale Kontakte haben. Aber auch körperliche Veränderungen machen sich bemerkbar. Das Stiegensteigen ist nicht mehr so einfach und die Arbeit im Garten wird auch immer beschwerlicher. Spätestens jetzt sollte man sich überlegen, in welcher Wohnform man seinen Lebensabend verbringen möchte. Es geht darum, Sicherheit, soziale Interaktion und Komfort zu gewährleisten, während gleichzeitig individuelle Bedürfnisse berücksichtigt werden. Mittlerweile gibt es viele unterschiedliche Wohnformen, die auf diese Bedürfnisse eingehen.
Generationsübergreifendes Wohnen
Immer mehr Menschen entdecken heute wieder, dass das Zusammenleben verschiedener Generationen für alle Beteiligten große Vorteile bieten kann. Ältere Menschen können von der Unterstützung jüngerer Generationen profitieren, während sie gleichzeitig ihre Erfahrungen und Weisheit weitergeben. Familien können auf ein größeres Netzwerk an Menschen zurückgreifen, die bei der Betreuung der Kinder unterstützen. Die Kinder wiederum entwickeln im Umgang mit Jugendlichen und Erwachsenen unterschiedlichen Alters ein hohes soziales Verständnis. Gemeinsame Freizeitaktivitäten, wie Spieleabende oder gemeinsame Ausflüge, schaffen eine lebendige Gemeinschaft, damit Einsamkeit erst gar nicht entsteht. Eine wichtige Rolle bei generationsübergreifenden Wohnformen spielt natürlich die Balance zwischen dem privaten Wohnbereich einerseits und den gemeinsamen Plätzen, Räumen und Aktivitäten andererseits. In Mehrgenerationenhäusern oder -wohnanlagen wird darauf bewusst Wert gelegt.
Die Senioren-WG
In eine ähnliche Kerbe schlägt das Modell der Wohngemeinschaft für ältere Menschen. Hier leben ältere Menschen zusammen und teilen sich Räumlichkeiten. Diese gemeinsamen Räume, beispielsweise eine Gemeinschaftsküche, fördern das Zusammenkommen im Alltag der Bewohner*innen. Man begegnet sich automatisch, tauscht sich aus, bleibt so im Kontakt und kann sich gegenseitig unterstützen. Darüber hinaus können die Bewohner*innen Aufgaben bewusst gemeinsam erledigen. Gemeinsame Aktivitäten, wie Kochen oder Gartenarbeit, stärken den Zusammenhalt und verhindern soziale Isolation. Und wenn die gegenseitige Unterstützung einmal nicht mehr ausreicht, kann auch gemeinsam eine externe Leistung organisiert werden, wodurch auch ein finanzieller Vorteil entstehen kann.
Wohnen mit Betreuung
Ein weiteres Modell stellt das betreute oder betreubare Wohnen dar. Diese Wohnformen bieten professionelle Pflege und Unterstützung für ältere Menschen, die aufgrund von Pflegebedürftigkeit oder Gesundheitsproblemen nicht mehr alleine leben können. Der Vorteil liegt in der Sicherheit, der medizinischen Versorgung und der Gemeinschaft, die diese Modelle bieten.
… und viele Modelle dazwischen
Die Ausprägungen der verfügbaren Wohnmodelle sind mittlerweile sehr vielfältig und reichen weit über die hier vorgestellten Typen hinaus. So gibt es beispielsweise betreute Senioren-Wohngemeinschaften, die in einem Bauernhof untergebracht sind. Die Bewohner*innen werden hier in die Arbeit am Bauernhof eingebunden, soweit sie das selber wollen. Ein anderes Modell kombiniert ein „Mehrgenerationendorf“ mit einem Pflegestützpunkt, von dem aus die älteren Bewohner*innen betreut werden können. Und viele weitere Angebote werden in den nächsten Jahren sicherlich noch entstehen. Die Wahl der Wohnform hängt immer von individuellen Präferenzen, dem eigenen Gesundheitszustand und dem sozialen Umfeld ab. Sich rechtzeitig damit auseinanderzusetzen, in welcher Wohnform man selber alt werden möchte, ist aber in jedem Fall hilfreich. Einige Möglichkeiten bieten auch die Wohnformen bei den Elisabethinen.
M. ETLINGER
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