Ein großer Schritt in eine gemeinsame Zukunft Unsere Projekte

Grüner OP – nicht nur bekleidungstechnisch

Umweltfreundliche Anästhesie

Die moderne Anästhesie steht sowohl vor medizinischen als auch vor ökologischen Herausforderungen. Ein bedeutender Umweltfaktor sind dabei die verwendeten Narkosegase, die als potente Treibhausgase gelten. Daher wird es immer wichtiger, auf nachhaltige Praktiken in der Anästhesie zu achten, um den ökologischen Fußabdruck zu minimieren.

Inhalationsanästhetika wie Sevofluran, Isofluran und Desfluran sind essenziell für die Aufrechterhaltung der Narkose für operative Eingriffe und gelten als starke Klimatreiber, da sie in die Atmosphäre gelangen und dort Treibhausgase freisetzen. Weltweit werden etwa 5% der Treibhausgasemissionen dem Gesundheitswesen zugeschrieben.

Ein Viertel der Emissionen des Gesundheitswesens entfallen auf die Anästhesie und Intensivmedizin. Narkosegase wie Desfluran, Isofluran und Sevofluran haben unterschiedliche klinische Wirkungsprofile, aber unterscheiden sich auch stark in ihrer Klimawirkung. Desfluran hat das höchste Treibhauspotenzial. Angegeben wird der CO2-Fußabdruck durch die Kennzahl Global Warming Potential (GWP). Das 100-jährige GWP zeigt, dass eine Emission von 1 kg Desfluran einer Emission von 2540 kg CO2 entspricht.2

Umweltfreundliche Anästhesie: Ein zukunftsweisender Fokus

Die Auswirkungen des Gesundheitswesens auf das Klima rücken zunehmend in den Fokus – besonders Narkosegase. Um dem entgegenzuwirken, sind verschiedene Maßnahmen zur Reduktion der Emissionen in Diskussion und teils bereits in Umsetzung.

Verzicht auf besonders klimaschädliche Gase: Das Inhalationsnarkotikum Desfluran, das über ein extrem hohes Treibhauspotenzial verfügt, ist in Europa ab 2026 nur mehr in Ausnahmefällen zulässig.3 Zudem wurde die Verwendung von Lachgas, ein früher oft verwendetes Gas mit sedierenden, schmerzlindernden und halluzinogenen Eigenschaften im Bereich der perioperativen Anästhesie weitestgehend eingestellt.

Reduzierung des Frischgasflusses: Moderne Anästhesiegeräte ermöglichen heute deutlich niedrigere Flussraten (z. B. 0,5 l/min statt früher 2 l/min). Das senkt den Verbrauch von Inhalationsnarkotika und senkt damit auch die Emissionen erheblich.

Gasrecycling: Inhalationsnarkotika können durch Gasrecyclingsprogramme wiederverwendet werden. Dabei werden von Patient*innen ausgeatmete Gase durch Filter mit Aktivkohle gebunden und können schlussendlich wiedergewonnen werden. Diese Verfahren sind jedoch sehr kostenintensiv und werden nur in sehr wenigen Krankenhäuser in Österreich verwendet.

Total intravenöse Anästhesie (TIVA): ist eine umweltfreundliche Alternative zur inhalativen Narkose, da die Narkosemittel ausschließlich intravenös verabreicht werden und dadurch weniger Treibhausgase verursacht werden. Oftmals kommt hier Propofol zur Anwendung und ist gerade bei Kurzzeitnarkosen eine vielversprechende Alternative.

Nachhaltigkeit am Ordensklinikum Linz

Am Ordensklinikum Linz setzt man bewusst auf nachhaltige Lösungen in der Anästhesie. Prim. Prof. Dr. Kurt Rützler, Leiter der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin, verfolgt dabei einen ganzheitlichen Ansatz: „Wir müssen den ökologischen Aspekt mit dem Wohl der Patient*innen vereinen.“ Ein geplanter Sustainability Beauftragter soll zusätzlich helfen, das Bewusstsein für Umweltfragen zu schärfen und konkrete Maßnahmen voranzutreiben.

„Das Ordensklinikum setzt bereits modernste Anästhesiegeräte mit reduziertem Frischgasfluss ein“, so Dr. Rützler. Auch eine schrittweise Umstellung auf TIVA wird verfolgt, insbesondere bei Eingriffen mit kurzer Dauer von bis zu vier Stunden – einem Bereich, der den Großteil der Operationen ausmacht. „Ein bewusster Umgang mit Anästhetika ist somit nicht nur medizinisch geboten, sondern auch ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz“, betont Dr. Rützler. Ziel ist es, sowohl den Narkotika-, als auch Materialverbrauch (Plastikabfall durch Einwegspritzen und Infusionsleitungen) nachhaltig zu senken und auch neue, umweltfreundlichere Technologien einzuführen und laufend zu evaluieren.

Ein Wandel hin zu emissionsärmeren Anästhesieverfahren ist im Gange. Während in der Schweiz TIVA schon heute in rund 95 % der Fälle zum Einsatz kommt, ist man in Österreich noch überwiegend gasbasiert unterwegs. Doch der Trend zeigt auch hierzulande in Richtung Veränderung. Mit einem klaren Bekenntnis zu Umweltbewusstsein, Investitionen in neue Technik und struktureller Weiterentwicklung leistet das Ordensklinikum Linz einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft der Medizin.

E. BLOHBERGER

Quellen: 1 The Medtech Forum, May 2025 | 2 Shine, K.P.: Climate effect of inhaled anaesthetics, British Journal of Anaesthesia, December 2010 Mads Peter Sulbaek Andersen, Ole John Nielsen, Jodi D. Sherman: The global warming potentials for anaesthetic gas Sevoflurane need significant corrections, Environmental Science & Technology 2021 | 3 EU-Verordnung 2024/573 | 4 www.geo.de/wissen/endlich-verstehen-darum-tragen-aerzte-im-op-gruene-kleidung-30172878.html

 

Prim. Prof. Dr. Kurt Rützler, Leiter der Abteilung Anästhesie & Intensivmedizin

Seit Beginn des Jahres 2025 führt ein renommierter Experte die Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin am Ordensklinikum Linz: Prim. Prof. Dr. Kurt Rützler kehrt nach Stationen in der Schweiz und den USA nach Österreich zurück. Nach neun Jahren an der renommierten Cleveland Clinic in Ohio (USA) übernimmt der gebürtige Vorarlberger die Nachfolge von Prim. Univ.-Doz. Dr. Alexander Kulier, der sich mit Ende des Jahres 2024 in den Ruhestand verabschiedete.

Warum ist OP Kleidung grün?

Früher waren Operationssäle und -kleidung weiß – stehend für Sauberkeit und Ordnung. Anfang des 20. Jahrhunderts wechselte man zu Grün, da diese Farbe OP-Licht absorbiert, die Augen weniger ermüden und das Blenden verhindert wird. Zudem vermeidet Grün den Nachbild-Effekt, der durch den Kontrast zu roten Wunden entstehen kann. Grüne OP-Kleidung wirkt zudem beruhigend auf Patient*innen und erleichtert die Unterscheidung von normaler Krankenhauskleidung, was eine korrekte Reinigung sicherstellt.4


Weiter zum nächsten Artikel >>​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​

<< Zurück zur Übersicht​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​