
Ein Abend im Zeichen des Sonnengesangs des Hl. Franz von Assisi

Anlässlich der jährlich stattfindenden Langen Nacht der Kirchen am 23. Mai nahmen die Elisabethinen Linz heuer mit einem Programm zu diesem wohl berühmtesten Text des Hl. Franziskus teil, den er vor 800 Jahren verfasste. Eine mystische Stunde mit Texten und Musik und die Präsentation einer Sonderbriefmarkenserie mit Motiven aus dem Sonnengesang-Mosaik in der Palmenhalle fügten sich inhaltlich gut in das übergeordnete österreichweite Motto der Langen Nacht: „Wir können hoffen“.
Ein ganz besonderer Treffpunkt nicht nur für Philatelisten
Schon am Nachmittag fanden sich Philatelisten und viele Interessierte in der Palmenhalle der Elisabethinen ein, um den neu erschienenen Sondermarkenblock, gestaltet und herausgebracht vom Philatelistenverein St. Gabriel, zu sehen. Die Gilde St. Gabriel engagiert sich für die Gestaltung christlicher Motive auf Briefmarken und präsentierte heuer als dritte Sonderbriefmarkenserie anlässlich der franziskanischen Jubiläen – die beiden vorhergehenden waren „800 Jahre Krippendarstellung in Greccio“ und „800 Jahre Stigmatisation des Hl. Franziskus“ – drei Sondermarken mit Motiven aus dem Mosaik des schwedischen Künstlers Bengt Olof Kälde, das in der Palmenhalle der Elisabethinen in Linz über eine Länge von 25 Metern und einer Höhe von über zwei Metern diesen berühmten Text des Hl. Franziskus bildlich darstellt. Für die neue Briefmarkenserie wurden drei Elemente aus diesem Mosaik ausgewählt: Schwester Sonne, Mutter Erde und Bruder Mond.

Die personalisierte neue Briefmarke zeigt ebenso wie der Sonderstempel den Hl. Franziskus bei der Vogelpredigt nach der Vorlage eines weiteren Mosaiks desselben Künstlers, das sich in unmittelbarer Nähe vor der Palmenhalle befindet. Zahlreiche Interessierte konnten an Ort und Stelle das für diesen besonderen Anlass eingerichtete Sonderpostamt besuchen, eine beeindruckende Briefmarkenschau der Gilde St. Gabriel besuchen, und auch das Originalmosaik von Bengt Olof Kälde besichtigen. Generaloberin Sr. Barbara Lehner übernahm die Begrüßung und eröffnete die Ausstellung.
Annäherung an den „Cantico delle Creature“ in einer mystischen Stunde
Um 19.00 Uhr war die Klosterkirche der Elisabethinen Anziehungspunkt für sehr viele Menschen, die auf ihrer Pilgerschaft durch die Linzer Kirchen bei den Elisabethinen Halt machten, um sich in Worten, Bildern und Klängen diesem weltberühmten Loblied inhaltlich und atmosphärisch zu nähern.


Als Einstimmung wurde der Film „Im Anfang war“ des Pädagogen, Bergsteigers und Fotografen Sepp Friedhuber gezeigt, der die Schönheit der Schöpfung in unglaublichen Bildern zur Musik von Philipp Glass einfängt. Anschließend folgte ein Programmteil mit Texten und musikalischen Improvisationen zur sehr bekannten Melodie aus Franco Zeffirellis Film „Bruder Sonne, Schwester Mond“ (Originaltitel: Fratello sole, sorella luna). Einfühlsame und virtuose Orgelimprovisationen von Ugo Sforza in Kombination mit der wunderbaren Sopranstimme von Elisabeth Wimmer ließen die dazu rezitierten Texte im wahrsten Sinne des Wortes „zu Herzen gehen“. Den Text des Sonnengesangs hörte die Zuhörerschaft in der vollbesetzten Kirche gleich zweimal: in der deutschen Fassung, vorgetragen von Sr. Luzia Reiter, und zum Abschluss in der umbrischen Urform der italienischen Sprache, in Kombination mit Orgelklängen eindrucksvoll szenisch rezitiert vom italienischen Musiker, Forscher und Lehrer Enrico Coden.
Hoffnung ist in unserer Gegenwart eine der wichtigsten Triebfedern gegen Orientierungslosigkeit und Resignation. Vor 800 Jahren legte Franziskus von Assisi mit seinem Leben und mit seinem unvergessenen Lobpreis auf die Schöpfung Zeugnis für ein Leben in Frieden, sozialer Gerechtigkeit und Einklang mit der Natur ab, das besonders in den franziskanischen Gemeinschaften, so auch bei den Elisabethinen, lebendig und richtungsweisend ist.
A. RETSCHITZEGGER
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