
„Teilhaben lassen und teilnehmen dürfen“
Europäisches Treffen der Generaloberinnen und Generalvikarinnen der Elisabethinen in Linz

Mitte Jänner dieses Jahres luden Sr. Barbara Lehner, Generaloberin der Elisabethinen Linz-Wien, und ihre Mitschwestern in der Ordensleitung alle Oberinnen der Elisabethinenkonvente in Mitteleuropa und deren Stellvertreterinnen zu einem mehrtägigen Treffen in das Exerzitien- und Erholungsheim auf dem Linzer Freinberg ein. Der Einladung folgten viele Vertreterinnen der Elisabethinen in Österreich, Deutschland, der Slowakei und Polen und widmeten diese Zeit dem spirituellen Austausch und dem gemeinsamen Nachdenken über die gelebte Gegenwart und mögliche Zukunftswege.
Die internationalen Vernetzungstreffen der Elisabethinenkonvente unter dem richtungsweisenden Motto „Teilhaben lassen und teilnehmen dürfen“ haben schon eine längere Tradition, unterlagen aber pandemiebedingt einer Zäsur. Heuer griff man dieses gemeinsame Forum wieder auf und gestaltete von Donnerstag bis Sonntag inhaltlich sehr abwechslungsreiche Tage, die nicht nur die elisabethinische Gemeinschaft überregional stärkten, sondern bei den Teilnehmerinnen – angesichts und trotz der vielschichtigen Herausforderungen – die Leidenschaft für den elisabethinischen Auftrag und die Lust am Gestalten von Zukunftswegen neu entfachten. Gekommen waren Schwestern aus Aachen, Neuburg an der Donau, Bratislava, Graz, Wien und Cieszyn an der Grenze zwischen Tschechien und Polen. Großteils haben viele Schwestern aus den nicht deutschsprachigen Ländern keine Probleme mit unserer Landessprache, es stand aber auch eine Dolmetscherin zur Verfügung, die für die polnisch sprechende Delegation simultan übersetzte. Zusätzlich hat auch die moderne Kommunikationstechnologie mit Übersetzungsapps längst in den Konventen Einzug gehalten, sodass man sich sehr gut verständigen konnte.
Franziskanische Wurzeln und modernes Profil


Die Elisabethinen leben nach franziskanischer Regel und richten ihr Handeln an der franziskanischen Spiritualität aus. Vor 800 Jahren verfasste Franz von Assisi seinen berühmten „Sonnengesang“, jenes große Loblied auf die Schöpfung, das gerade in unserer Zeit angesichts der globalen Umweltzerstörung wieder ganz besondere Aktualität hat. So widmeten die Schwestern ihren ersten Tag dem Thema „Lob des Schöpfers – Lob der Schöpfung. 800 Jahre Sonnengesang des Hl. Franziskus“. Sr. Dr. in Theresia Wittemann OSF, Franziskanerin in Dillingen und Referentin im Bischöflichen Ordinariat Augsburg, gestaltete diesen ersten spirituellen Tag zunächst mit einem Impulsreferat zum Sonnengesang und dem anschließenden Austausch mit den Teilnehmerinnen. Inhaltliche Auszüge daraus teilt Sr. Dr. in Theresia Wittemann mit uns im Gastbeitrag ab Seite 8 in dieser Ausgabe des Elisabethinenmagazins.
Wo stehen wir, was bewegt uns?
Mit diesen Fragen beschäftigten sich die Delegationen am zweiten Tag des Treffens. Diskutiert wurde z.B. wie man innovativ mit der überall erkennbaren veränderten Altersstruktur umgehen kann. Der Konvent Linz-Wien stellte da bei den in Gang befindlichen Klärungsprozess unter dem Motto nach Tess 5,21 „Prüft alles und behaltet das Gute“ vor, in dem sich die Gemeinschaft seit geraumer Zeit mit der Anpassung der Ordenskonstitutionen an heutige Gegebenheiten beschäftigt. Im Zusammenhang mit den geänderten Gegebenheiten und Herausforderungen an die Ordensgemeinschaften fand man Konsens darüber, dass man angesichts der veränderten Situation in Kirche und Gesellschaft das eigene Profil schärfen müsse. In den Gesprächen zeigte sich auch, dass das Bedürfnis, das elisabethinische Wirken, welches vor 400 Jahren auf den Weg gebracht wurde, mutig und engagiert in die Zukunft zu tragen, bei allen Gemeinschaften ungebrochen vorhanden ist. Die Freude, in der besonderen Lebensform als Elisabethinen für die Menschen da zu sein, verbindet die Konvente und motiviert die Schwestern, dies auch dann zu tun, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern (müssen). In diesem Tenor schloss man den inhaltlichen Austausch ab.
Zeit für Kultur und Gemütlichkeit
Auch das gehört dazu, wenn man von überall her zusammenkommt. In der Gemeinschaft dieser Tagung wurde die klösterliche Liturgie gemeinsam gefeiert, man nahm sich aber auch viel Zeit zum gemütlichen Beisammensein und persönlichen Gespräch. Dabei ging es Sr. Marianne Liebl, Generaloberin in Aachen, Sr. Alzbeta, Sr. Alberta Jasek, Generaloberin Cieszyn, Sr. Rita Kitzmüller, Linz Sonnenbankerl: Sr. Andrea Bahrholz, Generaloberin Neuburg und Vikarin Sr. Elisabeth Günzel Treffen der Oberinnen glauben und leben Europäisches Treffen der Generaloberinnen und Generalvikarinnen der Elisabethinen in Linz mitunter auch recht leger und lustig zu. Und was verbindet mehr, als in herzlicher Atmosphäre miteinander zu reden und zu lachen? Am zweiten Tag stand dann auch noch ein Kulturprogramm auf der Agenda, das Gelegenheit gab, eine ganz besondere Sehenswürdigkeit der Stadt Linz genauer kennen zu lernen: gemeinsam besuchten die Schwestern im Deep Space des Ars Electronica Center die Schau „Notre Dame Immersive“. Dabei konnten sie ein riesiges dreidimensionales Modell der Kathedrale erkunden und ihre architektonischen und künstlerischen Besonderheiten aus völlig neuen Perspektiven entdecken – ein brandaktuelles Erlebnis im wahrsten Sinn des Wortes. Anschließend war auch das Kloster in der Bethlehemstraße Zielpunkt an jenem Nachmittag, wo man auf einen gemütlichen Kaffee mit der Schwesterngemeinschaft in Linz vorbeischaute, bevor es zurück auf den Freinberg ging.
Mit dem Commitment, diesen wichtigen Austausch auch weiterhin im Geist der Geschwisterlichkeit zu pflegen, nahmen die Schwestern voneinander Abschied. Das nächste Treffen wird Online stattfinden und vom Konvent in Cieszyn organisiert werden.
A. RETSCHITZEGGER
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