Wirksamkeit - was ist das und wie kann man sie messen?
Wirksamkeit – was ist das und wie kann man sie messen?
Beate Klösch und Markus Hadler
Die Messung von Wirksamkeit wird im Gesundheitsbereich eingesetzt, um Therapien und Interventionen zu beurteilen und sicherzustellen, dass Patient*innen die beste Behandlung erhalten. Wirksamkeit kann dabei unterschiedliche Bedeutungen haben: Wirksamkeit im Sinne von Effektivität bezieht sich darauf, inwieweit bestimmte Eingriffe und Maßnahmen tatsächlich den Gesundheitszustand verbessern. Dies steht im Gegensatz zur Effizienz, die sich darauf bezieht, ob Mittel optimal eingesetzt werden.
Zufallsergebnis oder Effekt?
Wenn die Effektivität einer Maßnahme gemessen werden soll, muss man sicherstellen, dass es kein Zufallsergebnis ist. Dazu ein Beispiel: Man möchte die Zufriedenheit von Patient*innen erhöhen, indem man die medizinische Betreuung intensiviert. Führt man die erste Erhebung zur Zufriedenheit im Winter durch, wiederholt diese im Frühjahr, und sieht tatsächlich eine Steigerung des Wohlbefindens, bedeutet das, dass man wirksam war? Die Verbesserung könnte auf eine intensivierte medizinische Betreuung, optimierte Behandlungsprozesse oder auf ein angenehmeres Krankenhausumfeld zurückzuführen sein. Es ist jedoch ebenfalls möglich, dass die Steigerung der Zufriedenheit mit saisonalen Faktoren zusammenhängt, wie einer generellen Stimmungsaufhellung im Frühjahr durch besseres Wetter.
Daher werden bei der Messung der Wirksamkeit im Idealfall randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) durchgeführt, wie sie aus der Forschung zur Wirksamkeit von Medikamenten bekannt sind. In RCTs werden die Proband* innen zufällig entweder der Interventions- oder der Kontrollgruppe zugeteilt. Die Wirkung der Intervention kann durch den Vergleich der Outcomes beider Gruppen bewertet werden. RCTs versuchen, Verzerrungen zu minimieren und die Kausalität zwischen Intervention und Outcome herzustellen. Allerdings sind diese Studien nicht immer ethisch vertretbar. Denn um beispielsweise die Wirksamkeit von Pflegeleistungen zu messen, kann man diese im Alltagsbetrieb nicht einfach zufällig ausgewählten Personen streichen bzw. nur manchen anbieten. In der Praxis wird daher oft ein Quasi- Experiment durchgeführt, bei dem zwei vergleichbare Stellen, Einrichtungen o.ä. herangezogen werden (eine Stelle, wo die Intervention durchgeführt wird, und eine zweite Stelle als Kontrollgruppe).
Wirksamkeit messen: Ziele und Indikatoren
Ganz allgemein ist es zunächst wichtig, klare Ziele und Indikatoren zur Messung der Wirksamkeit zu definieren. Welches Gesundheitsproblem soll adressiert werden? Welche Maßnahmen und Interventionen werden gesetzt, um eine Veränderung herbeizuführen? Was sind die erwünschten Outcomes? Indikatoren könnten Verbesserungen der Krankheitssymptomatik, der Lebensqualität oder die Verringerung von Krankenhaustagen sein. Anschließend kann die Evaluation der Wirksamkeit auf vielfältige Weise und mithilfe unterschiedlicher Methoden erfolgen.
Im Rahmen der quantitativen Analyse werden statistische Methoden angewandt, um zu bestimmen, ob Unterschiede in den Outcomes zu beobachten sind. In der qualitativen Forschung werden dagegen Interviews, Fokusgruppen und Fallstudien genutzt, um ein tieferes Verständnis für die Erfahrungen der Zielgruppen und Kontextfaktoren zu erlangen, die die Wirksamkeit von Maßnahmen beeinflussen können. Sie liefern Einsichten darüber, wie und warum eine Intervention erfolgreich oder erfolglos sein kann.
Die langfristige Wirksamkeit kann durch Follow-Up-Erhebungen gemessen werden, um die Nachhaltigkeit der Interventionseffekte zu beurteilen. Diese Erhebungen sind wichtig, da einige Interventionen zwar kurzfristig wirksam sein können, aber nicht langfristig.
Evaluation des Projektes „Himmelshafen“
Derzeit begleiten wir das neue Projekt „Himmelshafen“, in dessen Rahmen die Elisabethinen das Hospizund Pflegeangebot für Obdachlose und andere vulnerable Bevölkerungsgruppen ausbauen. Ein Ziel ist die (Ab) Lebensbedingungen der Betroffenen zu verbessern, aber auch die Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren. Dabei wird die Wirksamkeit zum einen an der quantitativen Erhöhung der Pflegebetten und des Pflegeangebots sowie der qualitativen Wahrnehmung von Patient*innen und dem Pflegepersonal gemessen. Zum anderen soll die Wirksamkeit und Reichweite des Projekts auch über Spendeneinnahmen, Patenschaften und externes Interesse und Anfragen bzgl. einer Übernahme des Modells durch andere Standorte bewertet werden. Auch das Medienecho und Reaktionen auf Beiträge über das Projekt werden herangezogen, um die Wirksamkeit im Sinne eines erhöhten Bewusstseins für die (Ab-)Lebensumstände der betroffenen Gruppe in der breiteren Bevölkerung zu messen. Um einen Vergleich mit einer anderen Örtlichkeit zu haben, in dem diese Maßnahmen nicht durchgeführt werden, beobachten wir auch die Situation in der Stadt Linz.
M. HADLER, B. KLÖSCH