20 Jahre Ort der Begegnung
„Ort der Begegnung“
– der Linzer Kulturtreffunkt bei den Elisabethinen ist 20 Jahre alt
Es war im Jahr 2003, als im Pastoralkreis der Elisabethinen die Idee geboren wurde, im Ambiente des Klosters eine Veranstaltungsreihe zu starten, die den Menschen auch abseits eines medizinischen Kontextes den Kontakt mit den Elisabethinen ermöglicht. Verknüpft mit dieser Idee war auch der Grundgedanke, dass jedes Kloster per se zu den Kulturträgern einer Gesellschaft zählt, insbesondere auch die Elisabethinen in Linz, deren Leitspruch der Heiligen Elisabeth „Wir müssen die Menschen froh machen“ dazu auch ein breites inhaltliches Spektrum an Möglichkeiten im Charisma verankert hat. So startete 2004 der „Ort der Begegnung“ und ist zu einem elisabethinischen Anziehungspunkt geworden, der seit seinem Bestehen viele Menschen miteinander in Beziehung gebracht und im ursprünglichsten Sinne des Wortes Begegnung ermöglicht hat. Das 20jährige Jubiläum dieses Kulturtreffpunkts wurde mit einem ganz besonderen Festakt am 18. November in den Linzer Redoutensälen gefeiert. Erzählen wir aber von Anfang an …
Begegnung mit den Elisabethinen im Rahmen kultureller Veranstaltungen
Der „Ort der Begegnung“ ist eine Kulturveranstaltungsreihe, die allen interessierten Menschen regelmäßig die Türen der Elisabethinen öffnet und ihnen auch die Möglichkeit zum gegenseitigen Kennenlernen und Austausch bietet. Das geschieht in Form einer Agape im Anschluss an das offizielle Programm in der Palmenhalle der Elisabethinen. Inhaltlich stand der „Ort der Begegnung“ ursprünglich auf den drei Pfeilern „Kultur“, „Medizin für Laien“ und „Spiritualität“ und hatte in den ersten Jahren einmal im Monat dazu eine Veranstaltung im Programm.
Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Treffpunkt aber am erfolgreichsten in die Richtung der Kulturschiene, auch deshalb, weil es für die anderen beiden Schwerpunkte bald neue Formate und Örtlichkeiten gab. Also blieben wir am „Ort der Begegnung“ bei der Kultur und erlebten einen stetigen und sehr erfreulichen Anstieg an hochkarätigen Angeboten, vor allem im Bereich der Kammermusik. Darunter versteht man das Zusammenspiel weniger Instrumente in den verschiedensten Besetzungen. Der Festsaal im Kloster eignet sich hervorragend für diese Art des intimen Musizierens und ist seit der Neugestaltung 2010 nicht nur optisch, sondern auch akustisch dafür ideal. Der gelungene Start der Kammermusikreihe ist jenen Musiker*innen zu verdanken, die gleich in den ersten Jahren programmatisch sehr ansprechende Konzertzyklen spielten und mit ihren virtuosen Auftritten den guten Ruf dieser neuen Reihe in der Kammermusikszene begründeten. Federführend war damals das Anton Bruckner Quartett unter der Leitung von Heinz Haunold, damals Konzertmeister des Linzer Brucknerorchesters, das in dieser Formation einige Jahre immer wieder für kammermusikalische Höhepunkte sorgte.
Das Format nimmt Fahrt auf
Es dauerte nicht lange, und die Elisabethinen wurden von vielen Kulturschaffenden als attraktiver und verlässlicher Veranstalter „entdeckt“. Dass es da hochkarätig besetzte Konzerte in schönem Ambiente, eingebettet in einen gastfreundlichen Rahmen gibt, sprach sich schnell in Musikerkreisen sowie auch beim musikinteressierten Publikum herum, sodass sich die Abende auf beiden Seiten immer größerer Beliebtheit erfreuten. Bald mussten wir die Fühler nicht mehr selbst ausstrecken, sondern konnten aus den vielen Angeboten auswählen und die Frequenz der Veranstaltungen erhöhen. Mittlerweile gibt es fast jede Woche einen Abend an unserem Kulturtreffpunkt. Wir durften erleben, dass es in der näheren und weiteren Umgebung sehr viele engagierte Musikerinnen und Musiker gibt, die mit ihrem Können und ihrer Leidenschaft für die Kammermusik die Menschen berühren können. Inzwischen kommen zu uns auch international bekannte Musiker*innen, freischaffend oder aus den renommierten Orchestern Österreichs und darüber hinaus, Studierende der Anton Bruckner Privatuniversität, des Salzburger Mozarteums und der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Sie alle verbindet die Begeisterung für Kammermusik, die Musizierleidenschaft und die Freude an der unmittelbaren Interaktion mit dem Publikum, die besonders in dieser Musikrichtung sehr gut zustande kommen kann.
So erleben wir an unserem „Ort der Begegnung“ die Musik immer wieder als universelle Sprache, die Brücken von Mensch zu Mensch schlagen und vieles zum Ausdruck bringen kann, was wir mit Worten gar nicht sagen können.
Programmvielfalt
In unserem Jubiläumsjahr dürfen wir nun auf über 500 Veranstaltungen zurückblicken. Konzerte, Ausstellungen, musikalische Lesungen, Buchpräsentationen und diverse Programme zur Langen Nacht der Kirchen, und viele Jahre auch zum Tag der Kranken, haben diesem Kulturtreffpunkt seinen einzigartigen Begegnungscharakter gegeben und ihn zu einer Konstante in der Linzer Kulturszene werden lassen. Wir durften eine unglaubliche Vielzahl an Ensembles kennen lernen, die uns nicht nur durch ihre musikalischen Darbietungen, sondern auch in den menschlichen Begegnungen bereichert haben und uns auf ihre je einzigartige Weise eine große Bandbreite an großartigen Kompositionen näherbrachten. Von der Piccoloflöte bis zur Bassklarinette, von der Balalaika bis zum Hackbrett, von der Spazierstockflöte bis zum Alphorn, von allen Arten der Streich- und Blasinstrumente, über die Harfe, das Cembalo und das Klavier bis hin zur menschlichen Stimme durften wir die Klangmöglichkeiten einer Vielzahl von Instrumenten kennen- und schätzen lernen. Darüber hinaus steht der Ort der Begegnung auch der bildenden Kunst offen und präsentiert mehrmals im Jahr Ausstellungen von bekannten Künstler*innen sowie von Menschen, die mit ihren Arbeiten zum ersten Mal den Schritt in die Öffentlichkeit wagen. Einmal im Jahr präsentieren auch Schülerinnen und Schüler des bildnerischen Zweigs eines Linzer Gymnasiums ihre Arbeiten in der Galerie der Elisabethinen – jedes Mal eine besonders spannende Begegnung mit den Themen unserer Zeit aus dem Blickwinkel von Jugendlichen.
Wirkkraft
Ganz bewusst ist der „Ort der Begegnung“ im elisabethinischen Wirkfeld glauben & leben verankert. Der eingangs erwähnte Satz der Heiligen Elisabeth „Wir müssen die Menschen froh machen“ findet an diesem Ort seine ganz eigene Ausprägung. Hier können Menschen Räume betreten, die in ihnen mittels Musik, Literatur und bildender Kunst etwas zum Klingen bringen, sie herausholt aus dem Alltag und ihnen auch in der Begegnung mit anderen Freude bereitet. Die Begegnungskultur an einem Ort, der von der Spiritualität der geistlichen Schwestern durchdrungen ist, schafft Verbundenheit. Die Ordensschwestern sind bei jeder Veranstaltung präsent und pflegen ihrerseits den Kontakt zu den Anwesenden. Viele Bekanntschaften sind am Ort der Begegnung bereits entstanden. Niemand muss hier allein sein, jeder und jede wird begrüßt und wahrgenommen und kann leicht mit anderen ins Gespräch kommen. Diese Atmosphäre und der wertschätzende Umgang miteinander haben dem „Ort der Begegnung“ auch die Sympathien vieler hochkarätiger Künstler*innen eingebracht, die natürlich auch den Kulturbetrieb auf den großen Bühnen kennen. Sich auf Augenhöhe mit dem Publikum zu bewegen, erleben die meisten als sehr bereichernd, weil von den Besucher* innen sehr oft ein ganz unmittelbares Feedback kommt. Umgekehrt schätzt es das Publikum, die Interpret*innen bei der Agape direkt ansprechen zu können. In den 20 Jahren seines Bestehens wurde der „Ort der Begegnung“ also zu einem etablierten und beliebten Kulturtreffpunkt in Linz. Leistbar, nicht elitär und „elisabethinisch frohmachend“ steht er für hohe Qualität, Menschlichkeit, elisabethinische Gastfreundschaft und Begegnungskultur und zeigt, dass der ursprüngliche Ansatz richtig gedacht war und zukunftsfähig ist.
Festakt zum Jubiläum mit Uraufführung der „Elisabethana“
Das Jubiläum wurde am 18. November, einen Tag vor dem Hochfest der Heiligen Elisabeth, mit einem Festakt in den Linzer Redoutensälen gefeiert. Im Mittelpunkt stand die Uraufführung der „Elisabethana“, einer sinfonischen Dichtung aus der Feder von Franz Xaver Frenzel, Österreichs einzig lebendem Barockkomponisten, der eigentlich Friedemann Katt heißt und klassische Musik humorvoll mit Swing und anderen modernen Elementen kombiniert. Die Elisabethinen gaben ihm 2020 den Auftrag, zum 275- jährigen Jubiläum ihrer Gründung in Linz ein Werk zu komponieren. Entstanden ist dieses „Concerto grosso des Herzens“, wie der Komponist sein Opus liebevoll nennt. Es ist seine ganz persönliche musikalische Auseinandersetzung mit der Geschichte und dem Wesen der Elisabehinen. Weil die Pandemie 2020 eine Uraufführung unmöglich machte, war es eine ganz besondere Freude, dieses Werk beim Festakt zum 20jährigen Jubiläum des „Ort der Begegnung“ erstmals vom Orchester der „Festival Sinfonietta Linz“ unter der Leitung von Lui Chan zu hören. Lui Chan und zahlreiche Mitglieder dieses Ensembles sind im Laufe der Jahre in vielerlei Formationen bereits am Ort der Begegnung aufgetreten – auch ein schönes Zeichen der Verbundenheit. Gemeinsam mit vielen regelmäßigen Besucher*innen des Kulturtreffpunkts feierten Generaloberin der Elisabethinen Linz-Wien, Sr. Barbara Lehner mit ihrer Ordensleitung sowie vielen geistlichen Schwestern, die Geschäftsführung der elisabethinen linzwien gmbh und viele Mitarbeiter*innen, die Kollegiale Führung des Ordensklinikum Linz Elisabethinen sowie geladene Gäste des Orchesters und des Komponisten, der natürlich auch anwesend war.
Ein schönes Fest, das den Spruch des Religionsphilosophen Martin Buber einmal mehr lebendig werden ließ „Alles wirkliche Leben ist Begegnung. Wenn wir aufhören, uns zu begegnen, ist es, als hörten wir auf zu atmen.“
A. RETSCHITZEGGER