editorial

liebe leser*innen!

Wie werde ich wirksam? In dieser einfachen Frage verdichtet sich unsere tägliche Arbeit in den Schuhen der heiligen Elisabeth. Oft glauben wir, wir sind wirksam, wenn wir die täglich auf uns einströmenden Aufgaben sorgsam und umfassend erledigen. Das ist auch so, jedoch ist es nur ein Teil unserer Wirksamkeit. Als Elisabethinen können wir nur dann wirksam sein, wenn wir das Beispiel unserer Ordenspatronin lebendig halten.

Die heilige Elisabeth hat die Not ihrer Zeit gesehen und entsprechend gehandelt. Sie ist neue Wege gegangen, ganz einfach deshalb, weil ihre Mitmenschen eine neue Form der Hilfe suchten. So wurde sie wirksam – durch Anteilnahme, Tatkraft und Kompetenz, die heute gebraucht wird. Elisabeth hat also nicht nur die Dinge richtig getan, sondern die richtigen Dinge. Für sie gab es kein „Das haben wir immer schon so gemacht“, wie es auch Papst Franziskus formuliert.

Wie erkennen wir die richtigen Dinge, die heute zu tun sind? Das Markusevangelium erzählt dazu die Geschichte der Begegnung Jesu mit dem blinden Bettler Bartimäus. Als Jesus mit seinen Jüngern unterwegs ist, ruft, ja schreit der am Wegesrand sitzende Bartimäus um Hilfe. Die Begleiter Jesu werden ärgerlich, weil Bartimäus den Ablauf stört. Jesus jedoch bleibt stehen, ruft Bartimäus und fragt ihn: „Was willst Du, dass ich Dir tue?” Und Bartimäus sagt: „Ich möchte wieder sehen können.” Da sagte Jesus zu ihm: „Geh! Dein Glaube hat Dir geholfen.” Im gleichen Augenblick konnte er wieder sehen, und er folgte Jesus auf seinem Weg.

Die Erzählung gibt uns zwei wichtige Gedanken mit auf unseren Weg: Erstens, Jesus bleibt stehen. Er lässt sich also „bei etwas Wichtigem“ unterbrechen, um einem Menschen zu helfen, der seinen Weg kreuzt. Zweitens, er fragt ihn, was er in diesem Moment braucht. Man könnte meinen, das ist sinnlos – es erscheint doch logisch, dass ein Blinder sehen möchte. Jesus jedoch fragt: „Was willst Du?“

Unsere Wirksamkeit wird nachhaltig, wenn wir stehen bleiben und fragen, wenn wir achtsam sind für die Nöte unserer Mitmenschen und unser Tun immer neu darauf ausrichten – wenn wir uns also die Frage stellen, was die heilige Elisabeth heute tun würde. Besonders der Advent lädt uns dazu ein, darüber nachzudenken. Das ist unser Wunsch und unser Gebet füreinander für diese adventliche Zeit.

 

SR. M. BONAVENTURA HOLZMANN
GENERALOBERIN DER ELISABETHINEN GRAZ
IM NAMEN DER ELISABETHINEN IN ÖSTERREICH