Himmelshafen

Wohnen am Rande der Gesellschaft

Beim Thema Wohnen am Rande der Gesellschaft drängt sich zunächst auch die Frage in den Raum: Was ist der „Rand“ der Gesellschaft und wer bestimmt, wer am Rand lebt und wer nicht?

Ein Leben am Rande der Gesellschaft kann vieles sein. Vor allem bedeutet es für Betroffene aber: Interessen werden nicht vertreten, die Stimme nicht gehört und Bedürfnisse nicht gesehen oder berücksichtigt.

Das gilt auch für das Thema Obdachlosigkeit. Im Gegensatz zu oft verbreiteten Vorurteilen, sind es meist strukturelle Probleme und Schicksalsschläge, die zu Obdachlosigkeit führen. In Österreich sind rund 20.000 Menschen obdachlos, wobei die Dunkelziffer wohl bedeutend höher ist.*

Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit** sind nach wie vor stark stigmatisiert. Besonders vulnerabel sind Menschen, die dieser „Randgruppe“ angehören und zusätzlich krank sind, oder Hilfe benötigen. Diese Menschen, werden oft nicht gesehen, weil es leichter ist sich wegzudrehen, als hinzuschauen und zu helfen. Diese Menschen sterben auf der Parkbank. Sterben unter Brücken. Sterben ohne Versorgung. Oft einsam, unter Schmerzen und alleine gelassen.

Himmelshafen: Ein Platz für alle, die am Ende ihres Lebens einen sicheren Ort brauchen.

Im Himmelshafen finden diese Menschen einen Platz. Menschen, die in der letzten Phase ihres Lebens angekommen sind und keinen Ort haben, an dem sie sonst sein können. Es sind obdachlose Menschen, die auf der Straße gelebt haben oder Wohnungslose aus verschiedenen Notschlafstellen und niederschwelligen Wohnversorgungen. Aufgrund ihrer schwierigen Lebensumstände sind sie oft schon in relativ frühen Jahren unheilbar krank. Der Himmelshafen ist für sie die Alternative zu einem Sterben an einem öffentlichen Ort ohne geeignete Schmerzversorgung.

Dieses Angebot der Elisabethinen Graz gibt es bereits seit 2017. Damals noch unter dem Namen VinziDorf- Hospiz. Im Herbst 2024 wurde aus dem VinziDorf-Hospiz nun der Himmelshafen – Ziel des Relaunches ist es, der Einrichtung ein starkes Profil mit hohem Wiedererkennungswert zu geben und neue Spender*innen zu finden. VinziDorf-Hospiz wurde somit zum Himmelshafen. Der neue Name „Himmelshafen – Obdachlosenhospiz der Elisabethinen“ soll Schutz und Geborgenheit vermitteln – der Himmelshafen, ein Ort an dem Bewohner* innen ankommen können um ihren letzten Weg begleitet und in Würde zu gehen.

„Lasst mich nicht alleine sterben“

Zudem startete zeitgleich eine großangelegte Kampagne. Die Kampagne soll Aufmerksamkeit darauf lenken, dass es auch in Österreich Menschen gibt, die am Lebensende keinen adäquaten Zugang zu medizinischer und pflegerischer Versorgung haben. Mit der Kampagne möchten wir Menschen dazu bewegen, das einzige Hospiz für obdachlose Menschen in ganz Österreich durch Spenden in Form von Zeit oder Geld zu unterstützen. Als Gesicht und Botschafter für den Himmelshafen konnte der Kabarettist und Musiker Paul Pizzera gewonnen werden. Mit ihm sollen auch Menschen angesprochen werden, die mit dem Thema Tod & Sterben üblicherweise weniger Berührungspunkte haben.

Schau hin und handle

Im Himmelshafen sorgen Ärzt*innen und diplomiertes Pflegepersonal aus dem Krankenhaus der Elisabethinen für die Versorgung der Bewohner*innen. Unterstützt werden sie von Sozialarbeiter* innen, Seelsorger*innen und Psychotherapeut*innen. Rund um die Uhr ist ein*e Betreuer*in im Himmelshafen im Einsatz, der*die sich um die alltäglichen Bedürfnisse der Bewohner*innen kümmert und damit am Ende noch für Lebensqualität sorgt. Ehrenamtliche Mitglieder des Hospizvereins Steiermark besuchen die Bewohner*innen regelmäßig. Professionelle und qualitative Betreuung soll für alle Menschen gewährleistet werden können, unabhängig von ihrer sozialen Situation, ihrem Herkunfts- oder Versicherungsstatus. Damit alle Menschen das Lebensende würdevoll verbringen können.

A. LEEB

* (Statistik Austria 2023)
**Obdachlosigkeit & Wohnungslosigkeit: Wo liegt der Unterschied? Obdachlos: Auf der Straße lebend, an öffentlichen Plätzen wohnend bzw. Menschen ohne festen Wohnsitz, die in Notschlafstellen und niederschwelligen Einrichtungen übernachten. Wohnungslos: Menschen, die in Wohnungsloseneinrichtungen wohnen bzw. Menschen, die in Einrichtungen wohnen, in denen die Aufenthaltsdauer begrenzt ist und keine Dauerwohnplätze zur Verfügung stehen (z.B. Frauenhäuser, oder Übergangswohnheimen) Definition laut FEANTSA (Europäischer Dachverband der Wohnungslosenhilfe)