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Alltäglicher Ausnahmezustand

Alltäglicher Ausnahmezustand

Pflege zwischen Blutdruck, Dämmerzustand und Wohlfühlatmosphäre

Sie überwachen jeden Tag Menschen dabei, während sie aufwachen: Für das Pflegepersonal in der PACU (Aufwachraum) ist das, was die Patientinnen als Ausnahmezustand erleben, zwar Alltag, aber dennoch nie gleich.

 

„‘WO BIN ICH? Ist schon alles vorbei?‘ – Das fragen die Patientinnen am häufigsten“, erzählt Elisa Sidla, Anästhesiepflegerin bei den Elisabethinen Graz. Sie ist in der PACU die erste Kontaktperson für die Patientinnen und kennt die Verwirrung, die auf eine Narkose folgt. „Meine Patientinnen befinden sich in einer Ausnahmesituation. Deshalb wird es mirauch nie zu blöd, mehrmals die gleiche Frage zu beantworten. Ich finde, das macht professionelle Pflege aus“, sagt Sidla.

 

Das Pflegepersonal in der PACU überwacht die Patientinnen, während sie aus der Narkose aufwachen. Blutdruck, Puls, Sauerstoffsättigung, Atmung, Bewusstsein, Schmerzäußerungen – all das wird permanent beobachtet. Die Patientinnen sind aber viel mehr als die Zahlen, die am Monitor angezeigt werden. Sidla erzählt: „Ich gehe auf jeden und jede individuell und fürsorglich ein. Die Menschen reagieren ganz unterschiedlich auf die gleiche Operation, viele sind weinerlich und unruhig. Meine Aufgabe ist es, sie zu beruhigen und eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen.“

 

Essen und trinken dürfen die Patientinnen direkt nach der Operation nicht. „Aber ich kann ihnen anbieten, mit einem Stäbchen den Mund zu befeuchten. Es gibt viele Möglichkeiten, um eine angenehmere Situation zu schaffen. Manchmal reicht schon ein frisches Nachthemd, eine Eiskrawatte oder dassich den Polster umdrehe.“ Wurde ein Kind operiert, kümmert sie sich auch um die Eltern. Denn auch für diese ist diese Situation eine Ausnahmesituation. Kinder kommen immer tief schlafend, mit einer Sauerstoffmaske und einem Teil zum Freihalten der Atemwege im Mund, in die PACU. Ohne vorherige Information könnte dies die Eltern verängstigen. „Wir ermöglichen es den Kindern durch diese Vorgehensweise erst in Anwesenheit ihrer Eltern wieder aufzuwachen. Das nimmt viel Stress weg.“ Gleichzeitig bleibt Sidla wachsam, um etwaige Notfallsituationen frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden. „Es kann immer eine Überraschung passieren. Wenn ein Notfall eintritt, zum Beispiel eine Nachblutung, habe ich kurze Kommunikationswege zu den Kollegen im OP und wir können sofort reagieren.“ Nur, wenn alle Vitalfunktionen in Ordnung sind, kommen die Patientinnen zurück auf die Station, wo sie langsam völlig aufwachen können. Bis dahin wird Sidla auch beim zehnten Mal geduldig antworten: „Sie sind im Aufwachraum. Es ist alles in Ordnung, die Operation ist vorbei.“

A. FELBER


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