Apotheken – Herzkammern der Elisabethinen
Apotheken – Herzkammern der Elisabethinen
Die historische Apotheke im Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt mit all ihren alten Gefäßen für Tinkturen und Salben dient heute allerdings nur mehr als Schauplatz für Führungen durch das Krankenhaus.
Christus als Apotheker ist ein beliebter Topos der christlichen Kunstgeschichte. Das kommt nicht von ungefähr, sind doch Glaube, Hoffnung und Liebe unbezahlbare Medikamente. Das Engagement für eine Heilung an Leib und Seele ist daher ein besonderes Anliegen von Krankenhäusern, die vom Christentum inspiriert sind, und dabei vor allem auch der Elisabethinen. Von Anfang an waren Multiprofessionalität und eine damit verbundene franziskanische Achtsamkeit wesentliche Parameter. Die Charta der Elisabethinen in Österreich sagt dazu: „Interdisziplinäre und interprofessionelle Zusammenarbeit bedürfen der Sensibilität für Kompetenzen und Methoden der anderen beteiligten Berufsgruppen und der Bereitschaft, das eigene Tun mit diesen abzustimmen.“
Elisabethinen Linz – gegründet von einer Apothekerstochter
In diesem Jahr feiern die Elisabethinen Linz ihr 275-jähriges Jubiläum. Gerade in solchen Zeiten schweift der Blick auch gerne zurück auf die Anfänge in der Landeshauptstadt Linz und eine der Besonderheiten der Elisabethinen – ihre Klosterapotheken.
Von jeher kam bei den Elisabethinen nicht nur dem Ordenskrankenhaus, sondern auch der Klosterapotheke eine besondere Bedeutung zu. Schon die Gründerin des Linzer Ordens als Tochter eines Hofapothekers am Wiener Hof mag besonderes Augenmerk auf die Einrichtung einer wohlgeordneten Apotheke gelegt haben. Ernestine von Sternegg stammte aus einer alteingesessenen Wiener Apothekersfamilie. Ihr Großvater war als Besitzer der Apotheke „Zum goldenen Stern“ Lieferant des kaiserlichen Hofes gewesen. Nach dem Tod ihres Vaters begab sich Ernestine von Sternegg im Alter von 27 Jahren in das Wiener Elisabethinenkloster. Dort reifte in Maria Innocentia, wie sie sich im Kloster nannte, der Plan, das von ihrem Vater geerbte Vermögen für die Stiftung eines Klosters zu verwenden. „Oft äußerte sie daher, halb im Ernste, halb im Scherze ‚ich werde doch noch ein Elisabethinerinnen Kloster gründen.“ Das Los entschied letztendlich den neuen Standort Linz. Anfänglich großen Widerständen ausgesetzt, erstehen es die Schwestern, sich durch hingebungsvolle Pflege einen guten Ruf zu erarbeiten. Doch nicht nur die Krankenpflege war ein wichtiger Aspekt. Die Elisabethinen legten von jeher großen Wert auf eine gut eingerichtete und strukturierte Apotheke.
Neben einer zentralen Rezeptentafel gehörten rund 200 hölzerne, zinnerne und weiß bemalte Büchsen und glasierte Medizin tiegel zur Ausstattung. „Eglgläser“ ungleicher Größe lassen auf den Einsatz von Blutegeln schließen. Aderlass schalen und Teller fanden ebenso Einsatz wie eiserne Pfannen zum Rühren und Vorbereiten des „Kataplasma“, also des Breiumschlags oder auch „Wickels“, einer weichen Paste aus Pflanzen oder Arzneistoffen. Klistierspritzen aus Zinn, Mundspritzen, silberne Katheter und verschiedene chirurgische Instrumente vervollständigen das Apothekeninventar.
Herzenskammer als Werkstatt der Nächstenliebe in Graz
Auch für die Grazer Elisabethinen ist heuer ein Jubiläumsjahr. Sie feiern ihr 330-jähriges Bestehen mit einer Ausstellung über Tradition und Aufgabe ihrer hauseigenen Anstaltsapotheke. Dementsprechend ist die Apotheke eine der „Herzkammern der Elisabethinen“, wie es in der Jubiläumsbroschüre heißt. Die Grazer Elisabethinen feiern dieses geistliche Erntedankfest daher auch mit einer Ausstellung über Tradition und Aufgabe ihrer hauseigenen Anstaltsapotheke. Im Eingangsbereich des Krankenhauses konnten bei der Eröffnungsfeier am 10. März 2020 rund 30 Besucherinnen fünf Vitrinen mit Ausstellungsstücken, wie etwa das „Rezepturenbuch“ (1900), Standgefäße aus Holz, die vermutlich 1806 von den Schwestern selbst bemalt worden sind, oder die kleine Apothekerwaage (1887) begutachten.
Warum die Ausstellung und die damit verbundene Publikation „werkstatt der nächstenliebe“ getauft wurden, erklärte Generaloberin Mutter Bonaventura Holzmann in ihren Eröffnungsworten. Sie zitierte dabei den bekannten Imperativ von Papst Benedikt XVI. bei seinem Besuch in Österreich 2007: „Nächstenliebe ist nicht delegierbar. (…) Die Fortentwicklung und Würde einer Gesellschaft hängt immer wieder und gerade an jenen Menschen, die mehr tun als ihre Pflicht.“ Genau das versuchen die Elisabethinen seit 330 Jahren zu tun, so Mutter Bonaventura. Eine Apotheke sei bei der Versorgung von Hilfsbedürftigen genauso wesentlich wie ein Spital. Deshalb war bei jedem neuen Standort immer von Anfang an eine Apotheke dabei. „Das gehört einfach zusammen bei den Elisabethinen.“
Nach einer Führung durch die Ausstellung mit Mag.a Ruth Leskowschek, Leiterin der Anstaltsapotheke, konnten die Gäste bei Brot und Wein noch mehr über die Tradition der Elisabethinen ins Gespräch kommen. Ein virtueller Rundgang, der besonders auch in Zeiten der Corona-Krise das Eintauchen in die Tradition ermöglicht, findet sich auf www.elisabethinen.at. Die Jubiläumsbroschüre ist erhältlich unter peter.rosegger@elisabethinen.at.
Historisches Juwel in unveränderter Schönheit – Apotheke im Franziskus Spital Landstraße
Im Gedenkbuch des Klosters der Wiener Elisabethinen ist zum Jahr 1748 folgendes vermerkt: „Die prachtvolle Herrichtung der Apotheke mit den herrlichen Frescogemälden besorgte nach der Tradition die Großmut der Kaiserin Maria Theresia“. Die Spitalsapotheke der Wiener „Lieserln“ nahm 1750 ihren Betrieb auf und konnte sich durch die Jahrhunderte das in der Tradition begründete Recht bewahren, die Arzneien für den eigenen Bedarf und zur Versorgung der Spitäler selbst zu verwalten.
Die Apotheke ist in zwei Räumlichkeiten gegliedert, die beide in unveränderter Schönheit die vollständige Einrichtung aus dem Jahr 1750 besitzen. Die barocke Ausgestaltung ist der Stifterin der Apotheke, Kaiserin Maria Theresia, zu verdanken. Unter den Fresken der Deckengewölbe findet sich das Kernstück der Offizin, der Laden- beziehungsweise Rezepturtisch, der in aufwändiger Tischlerarbeit gestaltet ist. In den offenen Regalen befinden sich original erhaltene Gefäße, die Arzneien und selbst erzeugte Heilmittel vom Rosenwasser bis zur Tormentillenwurzel enthielten. Zur Einrichtung zählen neben dem verschließbaren Arzneischrank zur Aufbewahrung von Giften für die Herstellung von stark wirksamen Medikamenten auch originale Apothekerwaagen, Messingmörser und Kuriositäten, wie die Stoßzähne eines Narwals und vier Straußeneier. Wertvolle Gemälde, wie zum Beispiel das um 1500 entstandene Bild „Christus am Ölberg“, schmücken die Wände des Arbeits- und des Materialraums.
Die Apotheke der Wiener Elisabethinen ist eine von dreien zur Gänze erhaltenen barocken Spitalsapotheken in Wien, ein unverändertes und prachtvolles Juwel, das von der über 300 Jahre dauernden Geschichte der Wiener „Lieserln“ ein eindrucksvolles Zeugnis gibt.
Alte Schätze und modernste Arzneien in Klagenfurt
Manchmal betreten Sr. Immaculata, Mag.a pharm. Josefine Kowatsch und ihre Nachfolgerin Mag.a Dr.in Iris Wille die alte, holzvertäfelte Apotheke bei den Elisabethinen in Klagenfurt und atmen den Geist der Geschichte mit den unzähligen alten Dosen und Gefäßen aus Bambus, die zur damaligen Zeit Arzneien und Wundermittel enthielten, ein. Rund 170 Jahre lang wurde das Krankenhaus von hier aus mit Arzneien versorgt. 1791 stiftete die Schwester der Erzherzogin von Habsburg Maria Anna, Königin Karoline von Neapel, die Apotheke den Elisabethinen.
Heute wird die wunderschöne Rokoko-Apotheke als Museum geführt und kann auch besichtigt werden. Von 1973 bis 2013 leitete die Ordensfrau Sr. Immaculata die Anstaltsapotheke. Nach dem Abschluss ihres Pharmaziestudiums hatte sie ihre Aspirantenausbildung in der Stiftsapotheke in Admont begonnen. „Nach Freiwerden einer Aspirantenstelle in Kärnten konnte ich in die Bären-Apotheke in St. Veit an der Glan wechseln. Hier war ich bis 1968 als Aspirantin tätig“, erinnert sich Schwester Immaculata gerne zurück. Nach einigen Monaten in der Anstaltsapotheke im St. Elisabeth-Spital in Wien kehrte Sr. Immaculata 1969 nach Klagenfurt zurück. Seit 1997 ist die Anstaltsapotheke an ihrem heutigen Standort im Krankenhaus. Es hat sich allerdings vieles verändert: Bei dem Versorgungsauftrag, den eine moderne Krankenhausapotheke erfüllen muss, hätte man in den historischen Räumlichkeiten zu wenig Platz. Seit 2011 ist die Apotheke auch für die logistische Medikamenten-Versorgung der Barmherzigen Brüder in St. Veit zuständig.
Doch nicht nur eine gut ausgestattete Apotheke war den Elisabethinen wichtig, sondern auch eine professionelle Ausbildung ihrer hauseigenen Apothekerinnen. So gelang es den Elisabethinen von jeher den Menschen zu helfen, einfach für sie da zu sein und sie so ein Stück froher zu machen.
E. Blohberger, P. Rosegger, M. Vogl, K. Kogler
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