Pflegewissen für daheim
Pflegewissen für daheim
Pflegende Angehörige lernen in der Pflegewerkstatt
Die Pflege von Kranken wurde uns nicht in die Wiege gelegt. Dennoch pflegen viele Menschen ihre eigenen Angehörigen zu Hause. Sie wollen für ihre Lieben da sein, gerade in den schwierigen Zeiten der Krankheit. Die Elisabethinen in Linz unterstützen diese pflegenden Angehörigen mit pflegerischem Wissen und individuell angepassten praktischen Fertigkeiten für daheim.
Viele Menschen kennen die Situation, wenn ein Angehöriger pflegebedürftig wird und Unterstützung bei alltäglichen Aktivitäten und Tätigkeiten benötigt. Die Gründe können vielfältig sein: das steigende Alter und die damit einher - ge henden Gesundheitsprobleme, eine schwere Krankheit, ein Unfall mit Langzeitfolgen. Und es kann jede Altersgruppe betreffen, von den eigenen Kindern über etwa gleichaltrige Partner bis zu den Eltern oder Großeltern. Ungefähr 80 % der pflegebedürftigen Menschen in Österreich werden zu Hause von den Angehörigen gepflegt. Meistens von Frauen. Meistens mit sehr hohem persönlichen Engagement. Und fast immer von Menschen, die keine pflegerische Ausbildung haben.
Körperlich und psychisch herausfordernd
„Die Pflege eines Angehörigen ist sowohl körperlich als auch psychisch eine oft sehr fordernde Aufgabe“, sagt Brigitte Käferböck. Die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin ist Kinaesthetics-Trainerin und Ansprechperson für pflegende Angehörige bei den Elisabethinen in Linz. „Wir wollen pflegenden Angehörigen in unserer Pflegewerkstatt das nötige Handwerkszeug mitgeben, damit sie diese Aufgabe bestmöglich bewältigen. Dabei geht es darum, achtsame Interaktionen zu gestalten sowie grundlegende pflegerische Handlungen zu trainieren.“ Die Pflegewerkstatt der Elisabethinen in Linz ist offen für alle Menschen, die ihre Angehörigen zu Hause pflegen. „Das Besondere an unserem Angebot ist, dass wir Patientinnen und Angehörigen bereits während ihrem Krankenhausaufenthalt helfen können und nicht erst, wenn sie zuhause sind“, erzählt Käferböck. „Wir gehen an Ort und Stelle auf die Erkrankungen und individuellen Bedürfnisse der beteiligten Personen ein, schauen ganz gezielt, wo es Bewegungspotenziale gibt und wo es Impulse braucht, damit Personen, die in ihrer körperlichen Beweglichkeit eingeschränkt sind, möglichst viel von ihrer Bewegungsfreiheit zurückgewinnen.“ Das Training ist also sowohl auf den kranken Menschen als auch auf die Pflegeperson abgestimmt und beinhaltet theoretisches Wissen und viel Praxis. Wie helfe ich meiner Mutter beim Aufsitzen im Bett? Was muss ich beim Aufstehen beachten? Wie muss der Verband nach einer Operation gewechselt werden? Diese und ähnliche Fragen werden individuell besprochen und praktisch geübt.
Individuelles, praxisorientiertes Training
Die Praxisorientierung ist dem Team der Pflegewerkstatt ganz wichtig, damit die Angehörigen möglichst gut gerüstet sind. Deshalb werden die notwendigen Tätigkeiten sowohl mit der Patientin als auch in nachgestellten Situationen geübt. „Wissen ist nicht Können. Deshalb gilt es, erforderliche Tätigkeiten mit dem Patienten bzw. der Patientin zu üben, zu reflektieren und zu vertiefen. Durch gezielte Perspektivenwechsel können Betroffene besser einschätzen, welche Auswirkung eine körperliche Abhängigkeit hat“, erklärt Brigitte Käferböck. Neben dieser individuellen Beratung und Anleitung bietet die Pflegewerkstatt auch Kinaesthetics-Ausbildungskurse für pflegende Angehörige. Dabei geht es darum, die Bewegungskompetenz der Betreuenden und der pflegebedürftigen Familienmitglieder zu erweitern. „Hier zeigen wir den Betroffenen, wie das Zusammenspiel von Wahrnehmung und Bewegung funktioniert und wie sich die Bewegung der Pflegenden auf die Patientin überträgt“, sagt Käferböck. Die Kursteilnehmerinnen erfahren, wie sich Pflegende und Gepflegte gegenseitig unterstützen können. Sie lernen, diese Erkenntnisse in die Pflege zu Hause zu integrieren und dadurch alle Beteiligten glücklicher und zufriedener zu machen.
„Die Pflege eines Angehörigen ist sowohl körperlich als auch psychisch eine oft sehr fordernde Aufgabe.“
Austausch mit anderen Betroffenen
Wichtig für pflegende Angehörige ist oft aber auch der Austausch mit Menschen, die in der gleichen Situation sind. Der Stammtisch für pflegende Ange - hörige bietet diese Möglichkeit. Einmal pro Monat bieten die Elisabethinen in Linz die Möglichkeit, sich in gemütlicher Atmosphäre mit Gleichgesinnten aus - zutauschen, Tipps und Tricks von Pflegeexpertinnen zu erhalten und von wei - teren Unterstützungsangeboten zu erfahren. Mit diesem umfassenden Angebot für pflegende Angehörige wollen die Elisabethinen in Linz einen Beitrag zur Verbesserung der Situation der Menschen leisten, die ihre bedürftigen Familienmitglieder in den eigenen vier Wänden betreuen und pflegen. Vielleicht ist das nur ein Tropfen auf dem vielzitierten heißen Stein, aber für die Betroffenen ist dieser Tropfen oft ganz wesentlich.
M. ETLINGER
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