Schwester Baumeisterin
Schwester Baumeisterin
Sr. Consolata Maderbacher – 80 Jahre voller Tatendrang
Über 30 Jahre lang war sie Generaloberin der Elisabethinen Graz, hat in dieser Zeit das Krankenhaus geleitet und wichtige Neubauten errichtet. Sr. Consolata Maderbacher feierte heuer ihren 80. Geburtstag und ist jedem bekannt, der in den letzten Jahrzehnten bei den Elisabethinen gearbeitet hat: Sei es als Mitarbeiter oder Bauarbeiter. Weil sie eine der ersten Frauen war, die Managerin eines modernen Krankenhauses war, wurde sie vor zwei Jahren als „Pionierin der Stadt Graz“ ausgezeichnet.
Ihr Tatendrang wurzelt in der Kindheit von Anastasia Maderbacher, wie sie mit bürgerlichem Namen heißt. 1937 in Köppelreith bei Pöllau in der Oststeiermark geboren, arbeitete sie als Kind lieber mit den Tieren am benachbarten Bauernhof, als mit ihrer Puppe zu spielen. Was sie einmal werden wolle, wusste sie nicht so recht. „Aber eines war ganz selbstverständlich, nämlich Menschen zu helfen. Das habe ich von meiner Mutter gelernt“, erzählt Sr. Consolata. Mit der Mutter fuhr sie auch jeden Sonntag in die Kirche, hinten am Fahrrad. „Zu Fuß haben wir 2 Stunden in die Kirche gebraucht, mit dem Rad nur eine halbe Stunde.“
Vom Lehrling zur OP-Schwester
Dank ihrer Schwester, die bei den Elisabethinen in Graz Patientin war, kam sie auf die Idee, dort als Lehrmädchen in der Küche zu beginnen. „Eine schöne Zeit, und ich war immer sehr fleißig“, sagt Sr. Consolata. Nach Abschluss der Zeit im Haus luden sie die Schwestern immer wieder zu festlichen Anlässen ein und fragten sie schließlich, ob sie in das Kloster eintreten möchte. „Meine Antwort war: ‚Nur, wenn ich OP-Schwester werden kann!‘“, erzählt Sr. Consolata. Im Dezember 1956 trat sie in den Konvent ein und durfte die Ausbildung zur Diplomkrankenpflegerin und OPSchwester absolvieren. „Ich hatte große Freude an der Arbeit. Die Patienten haben mich auch gern gehabt, weil ich immer locker und fröhlich war“, so Sr. Consolata. Bis 1971, als sie das erste Mal zur Generaloberin gewählt wurde, war sie im OP tätig.
Nie Stillstand
Dann begannen die großen Baumaßnahmen. Sr. Consolata erzählt: „Die entscheidende Frage war für mich immer: Was brauchen die Leute?“ So ließ sie innerhalb weniger Jahre einen Zubau mit Ärztezimmern, das Haus A mit einer neuen Küche und Bettenstationen und das Haus B mit Bettenstationen und einem OP-Trakt errichten. Dann wurde ein neues Personalhaus für Mitarbeiter, die nicht täglich von der Arbeit nach Hause fahren konnten, gebaut. „Wir brauchten auch Platz für Behandlungsräume, das Labor, die Physiotherapie und das Röntgen, deshalb haben wir Haus D gebaut. Wir sind nie stehen geblieben, sondern haben immer etwas Neues begonnen“, sagt Sr. Consolata. Die Finanzierung der Baumaßnahmen bereitete ihr keine Sorgen. „Wenn wir beim Land darum gebeten haben, haben wir finanzielle Unterstützung bekommen. Auch die Elisa - bethinen Linz haben uns für einen Neubau Geld geborgt, wofür ich Sr. Inno - centia und M. Norberta sehr dankbar war und bin.“ Als Generaloberin und Eigentümerin des Krankenhauses – damals gab es noch keine GmbH als Krankenhausträger – trug sie die Letztverantwortung für die Schwesterngemeinschaft und das Krankenhaus. Sie sei aber nie allein gewesen, so Sr. Consolata: „Es haben alle rundherum immer zu mir gestanden.“ Für handfeste Arbeiten war sie sich trotz ihrer Führungsposition nicht zu schade. Die Mitarbeiter kennen sie als eine Frau, die Schnee schaufelt, im Garten arbeitet und beim Spatenstich selbst den Bagger fährt. Antrieb für die viele Arbeit ist ihre Spiritualität. „Ich komme Christus näher, indem ich meine Arbeit zu seiner Ehre und zu seiner Freude mache. In schwierigen Situationen gilt: Man findet näher zu Gott, wenn man ihn um Hilfe bittet“, verrät Sr. Consolata. „Bei mir ist immer etwas los gewesen. Und es ist immer gut gegangen.“
„Es haben alle rundherum immer zu mir gestanden.“
Aufbau auf das Werk der Vorgängerinnen
Sr. Consolata ist sehr wichtig zu be - tonen, dass es viele Pionierinnen bei den Elisabethinen gab und gibt. „Alles, was meine Mitschwestern und ich aufgebaut haben, war nur möglich, weil es nach dem zweiten Weltkrieg mutige Schwestern gab, die das Kloster und das Krankenhaus wieder zum Leben erweckt haben“, betont Sr. Consolata. Während der NS-Herrschaft waren die Schwestern vertrieben worden, sie kehrten 1945 aus Kärnten und später aus Luxemburg in ein zerbombtes, menschenleeres Gebäude zurück, das sie Stück für Stück wieder aufbauten. „Diese Schwestern haben den Grundstein gelegt, ohne den wir gar nicht bauen hätten können.“ Sr. Consolata war bis 2001 Generaloberin, danach bis 2013 Generalvikarin und ist seither Generalrätin. Ihre 80 Lebensjahre sind für sie kein Grund, kürzer zu treten. Nach wie vor nimmt Sr. Consolata an Bausitzungen teil und bringt ihre wertvolle Erfahrung ein. Neben vielen anderen Aufgaben freut sie sich bald besonders auf eine: „Ich kaufe nach wie vor zu Weihnachten für das ganze Krankenhaus die Christbäume ein.“
A. FELBER
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