editorial
Vorwort
Sr. Bonaventura Holzmann
DAS NEUE ALT ist der Titel dieses letzten Magazins des heurigen Jahres und sie werden sich vielleicht fragen, was oder wer damit wohl gemeint sein mag? Nimmt das wohl Bezug auf Altern als unausweichliche Handlung, die sich an und in uns vollzieht? Sprechen wir von jener Lebensphase, die Weisheit, Reife und Ernte genauso impliziert wie sie auch angstbesetzt ist aufgrund ihrer mit sich bringenden Veränderungen, ihres Wandels und des damit verbundenen Loslassens und Abschiednehmen Müssens?
Oder reden wir von einer Generation von betagten Menschen, die sich eine neue Definition gibt in ihrem Sein und ihren Bedürfnissen und jenen Veränderungen, die gesellschaftlich an sie herangetragen werden und die sie vor allem als Chance zur Weiterentwicklung und Innovation verstanden wissen möchte?
Zweifellos trifft jeder der zuvor genannten Aspekte zu. Nicht umsonst werden die Fragen von Geriatrie, Gerontologie und Alterspsychiatrie uns zum Thema, da dieses medizinische Feld in all unseren Häusern vermehrt zum Schwerpunkt wird. Ganz im Geiste unserer Patronin der Hl. Elisabeth ist hier hinschauen und handeln gefragt.
Das neue Alt sind aber auch wir Elisabethinen selbst. 787 Jahre sind seit dem Todestag unserer Patronin Elisabeth von Thüringens vergangen, nahezu 400 Jahre seit der Gründung unseres Ordens in Aachen und mehr als 300 Jahre seit Gründung der einzelnen Häuser in Österreich. Viele Veränderungen wurden und werden uns abverlangt, aber auch wir, die einzelnen Häuser, sind dabei, uns zeitgemäß und neu zu definieren und uns den gesellschaftlichen Gegebenheiten aktiv und innovativ zu stellen. Was aber bleibt und mit in die Zukunft getragen werden soll und muss sind jene Werte, der elisabethinische Geist, der uns ausmacht und uns durch die Jahrhunderte bestimmt und getragen hat.
Wir sind gewiss nicht mehr das, was unser Orden zur Zeit der Gründung und der einzelnen Häuser war – Gott sei Dank möchte ich sagen, weil sich die gesellschaftlichen und sozialen Gegebenheiten und Bedürfnisse in jenen Tagen deutlich von den heutigen unterscheiden.
Was uns Elisabethinen ausmacht war von jeher die Bereitschaft zur Veränderung, dieses hinschauen auf die Zeichen der Zeit und dem gerecht werden, das Wachsein für Bedürfnisse und Notlagen von Zeit und Situation und dem gerecht werden, diese Flexibilität des Tuns und Seins mit Blick auf die Gegebenheiten und den Willen Gottes und im Vertrauen auf die Führung des Hl. Geistes. Was uns auszeichnet ist Kontinuität und Flexibilität, was unser Handeln prägt ist einerseits das Bewahren von Grundwerten, andererseits ein stets neuer Gründergeist, was uns beflügelt ist das Vertrauen in und das Getragen sein durch Jesus Christus.
Aber Veränderungen brauchen Mut, weil sie Unsicherheit und Ängste auslösen, sie benötigen Bereitschaft, weil nur im Loslassen auch Neues entstehen kann, und sie brauchen Zusammenrücken, Zueinanderstehen und Zusammenhalt, denn nur im Miteinander sind wir stark und handlungsfähig.
DAS NEUE ALT – lassen wir uns gemeinsam darauf ein
In der Apostelgeschichte steht: „Und jetzt vertraue ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade an, das die Kraft hat, aufzubauen und das Erbe in der Gemeinschaft der Geheiligten zu verleihen.“ (Apg 20,32)
Im Hinhören auf SEIN Wort und im Vertrauen auf SEINE Kraft, lassen Sie uns gemeinsam den elisabethinischen Geist in unsere Zeit tragen und dort leben. Packen wir’s an!
SR. M. BONAVENTURA HOLZMANN
Generaloberin Konvent der Elisabethinen Graz
IM NAMEN DER ELISABETHINEN IN ÖSTERREICH
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