40 Jahre fern der Heimat
40 Jahre fern der Heimat
Am Anfang gab es ein einfaches Haus mit Garten und mit einem Stall, in dem die Kranken versorgt wurden. Heute gibt es 203 Betten und fast 900 Angestellte. Dazwischen liegt eine 280-jährige Geschichte der Elisabethinen in Bratislava, durch die sich Vertreibung, Durchhaltevermögen und Gottvertrauen ziehen.
Gute Anfänge
Am 16. September 1738 kamen drei Elisabethinen aus Wien in Bratislava an, um ein Armenspital zu gründen. „Wir denken, dass sie ausgerechnet nach Bratislava gekommen sind, weil die hl. Elisabeth hier die Sommer ihrer Kindheit verbracht hat“, erzählt Sr. Maria Ragulová, die Generaloberin des Konvents. Der Anfang in der Stadt wurde dank wertvoller Freundschaften ermöglicht: Erzbischof Imre Esterházy de Galántha war den Elisabethinen eng verbunden und hat sie, auch finanziell, unterstützt. Weitere Wohltäter kamen aus den Adelshäusern Pálffy und Erdődy. Mit dieser Hilfe konnten die Schwestern schon fünf Jahre nach der Ankunft ihre Klosterkirche fertigstellen. Sie ist bis heute ein Schmuckstück: eine von wenigen rein barocken Kirchen in Bratislava und die einzige mit zwei Chören. Sogar Erzherzogin Maria Theresia besuchte dort während ihrer Regentschaft zweimal die heilige Messe.
In den folgenden Jahren florierte der Konvent, 1759 zählte man schon 39 Schwestern. Von den Klosteraufhebungen im 18. Jahrhundert blieben sie verschont. Joseph II. verlieh sogar einer außergewöhnlich guten Pflegerin, Sr. Marianne, eine Auszeichnung. Ebendiese Schwester sorgte 200 Jahre nach ihrem Tod noch einmal für Aufsehen: Als 1996 bei einer Restaurierung der Gruft die Särge der Schwestern geöffnet wurden, war der Körper von Sr. Marianne völlig unversehrt.
Vertreibung aus dem Kloster
Durch die Kriege des 19. Jahrhunderts und die beiden Weltkriege mussten die Schwestern in ihrem Krankenhaus viele Kriegsverletzte versorgen. Glück im Unglück hatten sie 1945, als eine Bombe genau die Kirche traf, aber nicht explodierte. Alle Schwestern und Patienten blieben unverletzt. Schwierig wurde die Lage für den Konvent durch das kommunistische, religionsfeindliche Regime nach dem Zweiten Weltkrieg. Von 1738 bis 1950 waren immer Ordensschwestern im Kloster gewesen. Das änderte sich am 30. August 1950: An diesem Tag wurden die Schwestern von den Kommunisten gezwungen, das Kloster zu verlassen, und von ihnen in Arbeitslager deportiert. Die damalige Generaloberin, Sr. Ludovika Lysoneková, wurde inhaftiert und musste mehrere Monate im Gefängnis ausharren, bis auch sie in ein Arbeitslager gebracht wurde.
Jahrzehntelange Verbannung
Die Elisabethinen mussten unter kommunistischer Aufsicht auf Feldern und in Wäldern arbeiten. Dabei standen sie unter großem körperlichen und psychischen Druck. Gearbeitet wurde in der Ordenskleidung, damit sie die Aufseher von anderen – ebenfalls deportierten – Ordensgemeinschaften unterscheiden konnten. Das Krankenhaus in Bratislava war indessen in staatlicher Hand, dort wurde onkologische Forschung betrieben.
„Sie haben unter den Kommunisten sehr gelitten. Trotzdem haben sie nicht gezweifelt, sie sind stark im Glauben geblieben und haben diese unfassbar schwere Zeit durchgestanden“, erzählt Sr. Maria. Mutter Ludovica starb 1978 und durfte nicht im Kloster bestattet werden.
Erst 1990 – 40 Jahre nach der Vertreibung – wurde es den Schwestern gestattet, in ihr Kloster in Bratislava zurückzukehren. Damit konnten sie auch ihre Verstorbenen in die Gruft überführen.
Neue Blüte
Seit 1996 ist das Krankenhaus der Elisabethinen in Bratislava wieder vollständig im Besitz des Ordens, mit zwei von den Schwestern eingesetzten weltlichen Geschäftsführern. „Seit sie wieder in der Hand von uns Schwestern sind, werden Krankenhaus und Kloster oft als Schmuckkästchen bezeichnet“, erzählt Sr. Maria.
Das Krankenhaus ist Anlaufstelle für onkologische Patienten aus der gesamten Slowakei und führt Abteilungen für Gynäkologie, Endokrinologie, Nuklearmedizin und Chirurgie. Auf ihrem guten Ruf ruhen sich die Elisabethinen aber nicht aus, die Pläne für die Zukunft sind bereits fixiert: Die Schwestern werden eine Palliativstation mit 35 Betten errichten und in weiterer Folge ein stationäres Hospiz bauen sowie ein mobiles Hospizteam gründen.
Der Konvent zählt heute 14 Schwestern, die in verschiedenen Bereichen des Krankenhauses arbeiten.
Den Schwestern ist bewusst, dass sie das Bestehen des Konvents dem Durchhaltevermögen ihrer Vorgängerinnen verdanken. „Sie haben unter dem kommunistischen Regime ausgehalten und sind zurückkgekehrt“, sagt Sr. Maria, „und darauf können wir heute aufbauen.“
A. FELBER
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