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"Ordensleute sind keine schräge Sonderspezies"

"Ordensleute sind keine schräge Sonderspezies"

 

Maya Fürst ist 28 Jahre alt, gebürtig aus Bern in der Schweiz und ausgebildete Krankenschwester.  Eine hübsche, quirlige, intelligente und offenherzige junge Frau, die mit ihrer gewinnenden Natürlichkeit wohl überall angenehm auffällt. Dass sie einen Lebensplan hat, der in unserer Zeit selten geworden ist, lässt aufhorchen: sie hat im Februar 2019 um Aufnahme in den Orden der Elisabethinen angesucht und lebt seit einigen Wochen als Kandidatin in der Schwesterngemeinschaft –  ein guter Grund, Maya Fürst vorzustellen.

 

Der Weg zu den Elisabethinen

In Bern hat Maya bereits zwei Jahre auf einer chirurgischen Station und fünf Jahre auf einer Geburtenstation gearbeitet. Schon mit 20 Jahren spürte sie eine innere Sehnsucht und stellte sich die Frage nach dem „Mehr“ im Leben und was das denn sein könnte. Der Wunsch, ihr Leben Gott zu weihen, reifte, aber auf die letzte Klarheit hoffte sie vergebens. „ Die bekommt man nicht schwarz auf weiß, wie man das wohl gerne hätte,“ sagt sie, „aber ich habe das Vertrauen in diese Sehnsucht gesetzt, und der Weg führte mich hierher.“ In der Schweiz war sie mit Franziskanerbrüdern befreundet, von denen einige in Graz studierten. Über diese Kontakte entschloss sie sich 2017, ihren Fragen in einem  franziskanischen Berufungsjahr nachzuspüren und sich in der Spiritualität zu vertiefen. Dabei lernte sie Sr. Rita Kitzmüller kennen – sie begleitet junge Menschen im franziskanischen Berufungsjahr und ist Ausbildungsleiterin im Konvent der Elisabethinen in Linz. So führte Mayas Weg schließlich hierher. Ihr Eltern - sie sind katholisch und evangelisch, aber eher kirchenfern -  brauchten etwas Zeit, sich an Mayas Entscheidung zu gewöhnen. Auch ihr Zwillingsbruder war überrascht. Mittlerweile geht die Familie Mayas Weg aber unterstützend mit.

Alles ist neu

Ins Ausland zu gehen  war für Maya eine große Umstellung. Sprachliche Barrieren gibt es kaum – Schweizerisch und Oberösterreichisch sind halbwegs kompatibel - aber den Lebensmittelpunkt in eine fremde Stadt zu verlegen und gleichzeitig auch in eine neue Lebensform einzutreten, ist doch eine Herausforderung. Was ihr dabei half, war die große Willkommensfreude und herzliche Aufnahme in der Schwesterngemeinschaft und die Offenheit, mit der man ihr im Konvent und auch an ihrem neuen Arbeitsplatz, der Palliativstation im Ordensklinikum Elisabethinen, begegnete. Dort schätzt sie besonders das gute und stets freundliche Miteinander. Auf die Frage, wie sie den Wechsel von einer Geburtenstation auf eine Palliativstation empfinde, meint sie, dass es in diesen beiden doch so konträren Bereichen durchaus auch Parallelen gebe, nämlich den besonders achtsamen Umgang mit Menschen an ihren Lebensübergängen, die da wie dort auch schwerwiegende Krisen beinhalten können. „Für Oberflächlichkeiten ist hier kein Platz, die wesentlichen Fragen des Lebens treten zutage, und das hat viel mit dem Glauben zu tun“, ist sie überzeugt.

Das Leben hat eine neue Form

Ordensleute sind für Maya keine „schräge Sonderspezies“, sondern Menschen, die in dieser besonderen Lebensform mit anderen und für andere leben und auf diese Art Zeugnis für ihren Glauben geben. In der Gemeinschaft der Elisabethinen fühlt sich Maya gut aufgenommen und erlebt dort das Miteinander einer kleinen Generation junger Schwestern mit vielen erfahrenen, älteren Mitschwestern. Das ist für Maya etwas sehr Kostbares. Sie hat ständig vor Augen, wie dieses Leben gelingen kann, und „zu wissen, wohin ich mich wenden kann, wenn ich das Gebet brauche, hat auch etwas sehr Beruhigendes.“ Angesprochen auf die Frage, dass sie als junge Kandidatin wohl auch für  Medien interessant sein könnte, meint sie, dass sie es als selbstverständlich sehe, als Ordensfrau in der Gesellschaft präsent zu sein, und es dazu gehöre, vielleicht auch einmal in der Öffentlichkeit zu stehen. Ordensfrauen hätten aber auch dasselbe Recht auf Privatsphäre  wie jede andere Person. Sie macht da keinen Unterschied.

Wichtig ist ihr auch, die alten und neuen Freundschaften zu pflegen. Mit jungen Leuten in ein Cafe zu gehen oder ins Kino, raus in die Natur oder ins Musiktheater – das alles gehört zu ihrem Leben. Ein Ticket zu „Sister Act“ im Musiktheater hat sie schon in der Tasche. „Ich bin gerne unter Menschen“, sagt sie, und man glaubt es ihr aufs Wort…

A. Retschitzegger


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