Essen und Trinken ist Ausdruck der Gastfreundschaft
Das Team des Elisabethbrots: Sr. Justina, Jagodinka Milanic-Buzonkic und die ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen.
Ein Leben im Dienst an den Mitmenschen ist Gründungsauftrag der Elisabethinen. Tief verwurzelt im Evangelium und getragen von der franziskanischen Spiritualität erfüllen sie diesen Auftrag in den vielen Einrichtungen ihrer Wirkfelder. Das profunde Bekenntnis zur Nächstenliebe schließt auch die Schwächsten unserer Gesellschaft mit ein. Die Bedürfnisse der Menschen mögen sich über die Jahrhunderte geändert haben, nicht aber die Tatsache, dass es auch in unserer modernen Gesellschaft immer mehr Menschen gibt, die am Rand stehen und ohne die Annehmlichkeiten einer sicheren Existenz auskommen müssen. Für diese Menschen haben die Elisabethinen in Wien das „Elisabethbrot“ und in Linz eine Speisenausgabe für Bedürftige eingerichtet.
Speisenausgabe bei den Elisabethinen in Linz
Seit der Gründung des Elisabethinenklosters in Linz im Jahr 1745 gibt es eine solche Einrichtung, heute untergebracht in zwei Räumen der ehemaligen „Alten Pforte“ des Klosters in der Bethlehemstraße, unmittelbar neben dem Eingang zur Klosterkirche. Täglich teilt hier Sr. Petra Fuchs zwischen 10:30 Uhr und 12:00 Uhr Gratismahlzeiten an Menschen aus, deren Bedürftigkeit viele Gesichter hat. Unterstützt wird sie beim Dienst in der Ausspeisung jeweils von einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin. Das Essen kommt frisch aus der Krankenhausküche. Zwischen 20 und 40 Personen, darunter hauptsächlich Menschen mit sehr niedrigen Einkommen, aber auch psychisch Kranke, Alkohol- und Drogenabhängige, kommen täglich und können ihre Wünsche äußern, was und wie viel sie essen wollen. Ein „Schöpfsystem“ macht dies möglich und vermittelt ihnen das Gefühl, Gast zu sein und nicht bloß Almosenempfänger*innen. Salate, Nachspeisen, Brot und Tee stehen gänzlich zur freien Entnahme bereit. Ebenso ist es den Besucher*innen gestattet, Portionen für Freund*innen und Mitbewohner*innen mitzunehmen, wenn diese nicht selbst kommen können. Wenn nach 12:00 Uhr noch etwas übrig ist, dürfen Extraportionen eingepackt und mitgenommen werden. Viele kommen täglich, manche sporadisch. Teils kennt Sr. Petra ihre Lebensgeschichten, teils bleiben sie privat. Seit über 20 Jahren arbeitet sie täglich bis auf die Sonn- und Feiertage an dieser Speisenausgabe für bedürftige Menschen. Probleme und Konflikte sind selten, kommen aber vor. Doch auf dem Hintergrund ihrer reichen Erfahrung mit den Menschen kann Sr. Petra geduldig und gut damit umgehen.
Elisabethbrot in Wien
„Die Menschen froh machen“, diesen Auftrag erfüllen die Elisabethinen in Wien seit dem Jahr 1709. Dieser Auftrag bedeutet Menschen zu entlasten, sie von ihren Sorgen, Nöten und Krankheiten aber auch von Hunger zu befreien. Und so verteilten die Schwestern bereits im 18. Jahrhundert täglich vor der Klosterpforte Essen an Bedürftige. Heute befindet sich das Elisabethbrot, das seit über 300 Jahren beinahe täglich seine Pforten öffnet, in einem Nebenhaus des Klostergebäudes. Die Geschicke der Speisenausgabe lenkt Sr. Justina Enzenhofer, die, in Linz beheimatet, das Team des Elisabethbrots regelmäßig in Wien besucht, um nach dem Rechten zu sehen und in allen Belangen zu unterstützen.
Im Zuge einer Pensionierung musste Anfang 2023 ein neues Team aufgestellt werden. Keine leichte Aufgabe, wie Sr. Justina zu erzählen weiß: „Für die Leitung des Küchenbetriebs suchten wir eine patente und tatkräftige Person, die wir zum Glück mit Jagodinka Milanic-Buzonkic gefunden haben. Sie strahlt eine Fröhlichkeit und Ruhe aus, dies überträgt sich auf das ganze Team. Der operative Betrieb des Elisabethbrots ist damit in guten Händen.“ Unterstützt wird Jagodinka Milanic-Buzonkic von rund 10 ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen, die in ihrer Freizeit einer sinnstiftenden Tätigkeit nachgehen.
Das Elisabethbrot in Wien ist Montag bis Freitag von 10:30 bis 12:00 Uhr geöffnet, um Essen auszugeben. „Vor der Pandemie haben sich die Menschen im Gastraum zusammengefunden und gemeinsam gegessen. Heute geben wir das Essen über „die Gasse“ aus. Bereits um 9:30 Uhr bildet sich am Gehsteig eine Warteschlange, es finden sich täglich 70 bis 90 Menschen ein. Unsere Gäste können zu Hause speisen, denn fast alle haben Wohnungen. Dort können sie sich die Miete gerade noch leisten, für Essen ist aber leider oft kein Geld mehr übrig“, beschreibt Sr. Justina die Lage. Das „Take-Away-System“ erleichtert auch den Zugang zum Gratis-Essen. So nehmen heute auch alleinstehende Frauen oder Alleinerziehende mit Kindern, die von der Armut in Wien am meisten betroffen sind, dieses Angebot wahr.
Die Arbeit im Elisabethbrot beginnt um 8:00 Uhr. Lebensmittel werden sortiert, Brote vorbereitet, Gemüse und Obst geschnitten, Speisen aufgewärmt. Die Lebensmittel werden von Gourmet und der Lebensmittelrettung gespendet und geliefert. „Uns sind Nachhaltigkeit und gesundes Essen ein wichtiges Anliegen. Wir verwenden Lebensmittel, die sonst auf Grund des Ablaufdatums oder geringer Nachfrage weggeworfen würden, und es gibt beim „Jausen Paket“ stets frisches Obst oder Joghurt dazu. Auch beim Verpackungsmaterial wollen wir nachhaltig handeln und freuen uns über gespendete Gläser mit Schraubverschluss, die wir wiederverwerten können“, erzählt Sr. Justina.
Die Kosten für das Elisabethbrot, wie Personalkosten, Strom, Gas, Wartungen oder Reparaturen, werden teilweise vom „Verein zur Unterstützung des Elisabethbrots“ getragen. Der Verein sammelt seit 2002 Spendengelder, die dem Elisabethbrot direkt zugutekommen. Auch das Franziskus Spital spendet jährlich den Erlös des traditionellen Punschstands. Der Konvent stellt die Räumlichkeiten zur Verfügung und kommt für die restlichen Kosten auf, die vom Verein und weiteren Spender*innen nicht abgedeckt werden können. „Eine Herausforderung“, wie Sr. Justina weiß, „und wir sind dankbar über jede Unterstützung, sei es in finanzieller Hinsicht oder auch in der Form von ehrenamtlicher Mitarbeit. Denn eines ist sicher: Gemeinsam machen wir mit ihrer Hilfe täglich Menschen froh!“
A. RETSCHITZEGGER · M. VOGL
Infos zur ehrenamtlichen Mitarbeit im Elisabethbrot Wien
Sr. Justina Enzenhofer
sr.justina@die-elisabethinen.at
+43 732 7676 5324
Spendenkonto
Verein zur Unterstützung des Elisabethbrots,
IBAN AT48 1100 0085 5348 4000, Bank Austria,
BLZ 11000
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