Vertrauen verpflichtet
Einer der Baumeister*innen der elisabethinen in österreich gmbh im Portrait
„Umwege erhöhen die Ortskenntnis“, steht auf der Rückseite der Visitenkarte von Mag. Raimund Kaplinger zu lesen. Diese Umwege nimmt er auch als Geschäftsführer immer wieder in Kauf, stets aber mit dem Ziel, die Wirkkraft der Elisabethinen zu stärken.
VOR EINIGEN TAGEN traf ich mich zum Gespräch mit Mag. Kaplinger, um mit ihm die Inhalte dieses Portraits zu sammeln. Im Gepäck hatte ich einige Fragen zu Projekten und Entwicklungen, die seit seinem Start als Geschäftsführer bei den Elisabethinen Linz-Wien umgesetzt worden sind. „Ich denke ja gar nicht so viel über die Vergangenheit nach“, war seine erste Reaktion darauf. „Außerdem geht es mir viel mehr um das Wie.“ Er möchte ein Ermöglicher sein, sagte er weiter, um als dieser Ermöglicher mit Offenheit und einer positiven Menschenorientierung auf sein jeweiliges Gegenüber zuzugehen. Es ginge ihm darum, den Menschen einen Vertrauensvorschuss zu geben und sich ihr Vertrauen zu erarbeiten. Daraus entstehen neue Ideen und Chancen, wie auch die Entwicklung bei den Elisabethinen beweist. „Vertrauen ist eine der wichtigsten Währungen, die es unter Menschen gibt“, ist er überzeugt. Das ist auch in der täglichen Zusammenarbeit mit ihm deutlich spürbar.
Dinge gemeinsam tragen
Raimund Kaplinger ist nicht der klassische Einzelkämpfer, den man sich an der Spitze einer großen Organisation vielleicht vorstellt. Vielmehr trägt er Dinge gerne gemeinsam mit anderen in die Zukunft. Das ist wahrscheinlich auch ein Grund dafür, dass bei den Elisabethinen in den vergangenen elf Jahren viel Neues gemeinsam mit Kooperationspartner*innen auf den Weg gebracht wurde. „Kooperationen sind nicht nur wichtig, sondern in vielen Bereichen aus meiner Sicht auch unumgänglich“, sagt Kaplinger. „Bei Kooperationen sollte man aber immer berücksichtigen, dass die beteiligten Menschen und Organisationen Haltungen haben, die gut zusammenpassen müssen. Die Grundbasis ist, wie man miteinander umgeht.“ Ganz wesentliche Kooperationen, die Kaplinger mit auf den Weg gebracht hat, sind in den letzten Jahren bei den Krankenhäusern der Elisabethinen entstanden. 2017 brachten die Elisabethinen Linz-Wien ihr Krankenhaus in Linz in das gemeinsam mit der Vinzenz Gruppe gegründete Ordensklinikum Linz ein. Im gleichen Jahr wurde in Wien mit den Franziskanerinnen von der christlichen Liebe, die als Hartmannschwestern bekannter sind, das Franziskus Spital mit seinen beiden Standorten gegründet. Maßgeblich beteiligt war Raimund Kaplinger auch an der Gründung des St. Barbara Hospiz in Linz, das gemeinsam mit dem Roten Kreuz, der Vinzenz Gruppe und den Barmherzigen Brüdern betrieben wird. Diese Kooperationen tragen ganz wesentlich zur positiven Entwicklung der Elisabethinen, zur Sicherung des Fortbestands ihrer Einrichtungen als auch zur umfassenden Betreuung und Unterstützung von Menschen bei.
Gestalten statt verwalten
Entwicklung ist auch eines der Schlagwörter, mit denen man das bisherige Wirken von Raimund Kaplinger bei den Elisabethinen umschreiben kann. „Ich möchte gestalten und nicht nur verwalten“, sagt er. „Mittlerweile wird uns auch von außen zugeschrieben, dass wir für Innovationen im Bereich der Systeme und der Organisation stehen.“ Dazu beigetragen hat unter anderem die Neuausrichtung am Standort in Wien Mitte. 2012 waren die Elisabethinen dort mit der bevorstehenden Schließung des seit über 300 Jahren bestehenden Krankenhauses St. Elisabeth konfrontiert. Das Team rund um Kaplinger, der damals noch ganz neu in der Rolle des Holding-Geschäftsführers war, ließ sich davon aber nicht entmutigen und entwickelte für den Standort eine komplett neue Ausrichtung. Die Versorgung, Betreuung und Begleitung von Menschen im Alter stand im Fokus dieses neuen Konzepts. Mittlerweile ist es zum Leben erweckt und das „Zentrum für Menschen im Alter“ bietet mit seinen Partnerorganisationen vor Ort ein breites Spektrum an Leistungen für ältere Menschen. Die längste Zeit konzentrierten sich die Elisabethinen auf die Orte, an denen sie ihr jeweiliges Krankenhaus betrieben. Sie hatten beispielsweise in Linz, Wien, aber auch in Graz und Klagenfurt eine hohe regionale Bedeutung. Darüber hinaus war kaum jemandem bekannt, welche Wirkung die Ordensgemeinschaft mit ihren Einrichtungen erzielt. „Gemeinsam mit den Kolleg*innen in Graz haben wir in den letzten Jahren daran gearbeitet, diese regionale Bedeutung in eine höhere Ebene zu bekommen, wobei uns die Wirkkraft der Elisabethinen für die Menschen viel wichtiger ist als konkrete Synergien“, sagt Kaplinger. „Und als Elisabethinen in Österreich wollen wir uns auch gegenseitig unterstützen, z.B. in Krisenzeiten, um die Wirkkraft der Elisabethinen vor Ort zu erhalten.“ Mit der Gründung einer gemeinsamen Holding durch die Konvente der Elisabethinen Linz-Wien und Graz im Vorjahr, wurden diese jahrelangen Bemühungen auch in Form gegossen.
Eine breite Basis einbeziehen
Die Gefahr, durch diesen Schritt an Dynamik und Nähe zu den Menschen vor Ort zu verlieren, ist Raimund Kaplinger natürlich bewusst. Deshalb ist ihm das Prinzip der Subsidiarität in der Zusammenarbeit der Elisabethinen in Österreich, und vielleicht auch darüber hinaus, so wichtig. „Wir müssen die Entscheidungen dort treffen, wo sie sinnvoll getroffen werden können“, sagt er. „Wir brauchen die Impulse von der Basis und aus der jeweiligen Region und setzen alles daran, dass wir trotz der relativ großen Organisation rasch zu Entscheidungen kommen.“ Dafür braucht es einerseits eine klare Entscheidungsstruktur, andererseits aber eine breite Einbeziehung von Menschen in der Vorbereitung, ist Kaplinger überzeugt. Und so kamen wir im Laufe des Gesprächs dann doch noch zu Themen der Vergangenheit. Immer wieder wurde dabei aber deutlich, dass die menschenorientierte Haltung für Raimund Kaplinger das Um und Auf ist. Vielleicht erklärt auch das die Auswahl des Spruches auf seiner Visitenkarte: „Umwege erhöhen die Ortskenntnis“.
M. ETLINGER
MAG. RAIMUND KAPLINGER ist 1958 in Linz geboren. Neben seiner beruflichen Tätigkeit als Bankkaufmann studierte er Betriebswirtschaftslehre an der Johannes Kepler Universität Linz. Nach seiner Karriere im Bankenwesen verschlug es ihn als Geschäftsführer in das e-Learning und 2001 schließlich nach Wels in den Gesundheitsbereich. Als Geschäftsführer des Krankenhauses Wels begleitete er die Zusammenführung mit dem Krankenhaus Grieskirchen zum Klinikum Wels-Grieskirchen. 2012 kam er zu den Elisabethinen Linz-Wien. Hier war er bis 2020 Geschäftsführer des heutigen Ordensklinikums Linz und bis heute außerdem Geschäftsführer der elisabethinen linz-wien gmbh. Seit 2022 ist er einer der Geschäftsführer der elisabethinen in österreich gmbh.
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