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Zukunft braucht Herkunft

Starke, mutige Frauen prägen bis heute das Leben und Wirken der Elisabethinen

Seit genau 400 Jahren leben und wirken die Ordensgemeinschaften der Elisabethinen. 1622 in Aachen von Apollonia Radermecher begründet, zogen sie von dort aus auch nach Österreich und nehmen seither in Graz, Wien, Klagenfurt und Linz einen innovativ beständigen Platz in der Gesundheitsversorgung ein. Das Wirken der Elisabethinen geht heute aber weit über ihre Krankenhäuser hinaus. Auf dieser starken Basis baut die Zukunft der Elisabethinen in Österreich und ihrer Einrichtungen auf.

„WIR MÜSSEN DIE MENSCHEN froh machen“ – diese Erkenntnis der hl. Elisabeth von Thüringen, der Namenspatronin der Elisabethinen, haben die Ordensfrauen über die vielen Jahrzehnte ihrer Ordenstradition mehr als verinnerlicht. Auch heute noch, vielleicht sogar mehr denn je, ist es dieser Leitgedanke, der in den Einrichtungen der Elisabethinen spürbar und erlebbar wird in der Art und Weise wie die Ordensfrauen und ihre mittlerweile zahlreichen Mitarbeiter* innen sich um Menschen kümmern.

Relevant bleiben

Das gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Umfeld, in dem sie tätig sind, ändert sich permanent. Vor 400 Jahren, zur Zeit der Gründung der Hospitalschwestern von der heiligen Elisabeth, gab es für einen ganz großen Teil der Bevölkerung keine Krankenversorgung. Daraus entstand der Auftrag der Ordensgemeinschaft. Über die Jahrhunderte diesen Gründungsauftrag mit dem gesellschaftlichen Wandel zu verbinden, war sicher nicht immer einfach und ist es auch heute nicht. Trotz aller Veränderungen ist es den Elisabethinen aber gelungen, ihre Bedeutsamkeit für die Menschen nicht zu verlieren. Dass das gelungen ist, wurde am 13. August 2022 in Aachen, anlässlich der Feierlichkeiten zum 400-jährigen Gründungsjubiläum sehr deutlich zum Ausdruck gebracht.

In Österreich geht die Bedeutung der Elisabethinen heute deutlich über den Betrieb von Krankenhäusern, ja sogar über das Themenfeld der Gesundheit hinaus. In Symposien, Vortragsabenden und einem Podcast werden aktuelle Themen der Gesellschaft aufgegriffen und diskutiert, um Menschen zu inspirieren und im lebenslangen Lernen zu begleiten. Gute Lebensräume für Menschen in besonderen Lebenssituationen oder speziellen Lebensphasen zu schaffen, gehört für die Elisabethinen mittlerweile ebenfalls zum Selbstverständnis.

Die Realität annehmen

„Apollonia Radermecher wollte nie einen Orden gründen, schon gar nicht mit 55 Lebensjahren“, erzählte MMag. Dr. Christian Lagger, MBA in seiner Festrede anlässlich der Jubiläumsfeier in Aachen. „Sie entschied sich dann aber doch, mit zwei Gefährtinnen am 5. Mai 1626 die franziskanischen Gelübde abzulegen und das Ordenskleid anzulegen.“ Grund dafür war, dass sie keine andere Ordensgemeinschaft gefunden hatte, die den Betrieb des von ihr geleiteten Krankenhauses in ihrer Heimatstadt Aachen übernehmen wollte. Apollonia legte damit vielleicht den Grundstein dafür, dass die Elisabethinen immer wieder die Realität annehmen und entsprechend handeln konnten. Dahinter liegt ihre lebensbejahende Haltung und ihre Verankerung im Diesseits.

Um die Realität annehmen zu können, muss man sie zuerst erkennen. Das fällt den Elisabethinen nicht schwer, sind sie doch bekannt dafür, der Welt um sie herum offen und vorurteilsfrei gegenüber zu stehen. Als tätiger Orden stehen sie mitten in der Gesellschaft, mitten im Leben und sind tagtäglich mit der Realität außerhalb der Klostermauern im Kontakt.

Den Fortschritt begrüßen

Diese Offenheit bringt auch mit sich, dass die Elisabethinen stets den Fortschritt erkennen und diesen nicht nur mitmachen sondern oft auch vorantreiben. Apollonia Radermecher wurde vor 400 Jahren von den Aachener Stadtvätern in ihre Heimatstadt zurückgeholt, um das dortige Krankenhaus auf Vordermann zu bringen, um dort innovative Krankenpflege zu betreiben und den Betrieb insgesamt zu verbessern. Über die gesamte Geschichte der Elisabethinen setzt sich dieser Innovationsgeist fort. Neue medizinische Verfahren, innovative Behandlungsmethoden von der Dialyse bis zum Operationsroboter oder die intensive Mitwirkung an der Entwicklung eines neuen Leistungsverrechnungssystems für Krankenhäuser in ganz Österreich sind Beispiele dafür. Den Fortschritt zu begrüßen heißt aber auch, sich immer wieder aus der eigenen Komfortzone zu bewegen. Es braucht dafür Mut, Pioniergeist und eine gewisse Risikobereitschaft. Diesen Mut beweisen die Elisabethinen auch heute, wenn sie beispielsweise in Graz ihren Versorgungsauftrag ändern und in Zukunft auf Altersmedizin mit Innerer Medizin, Psychiatrie und Neurologie, Schmerztherapie sowie Palliativ- und Hospizbetreuung setzen. Pioniergeist beweisen die Elisabethinen in Wien mit der Etablierung einer neuen Übergangspflege als Lückenschluss zwischen Krankenhaus und dem Zuhause. Und Risikobereitschaft wird überall dort sichtbar, wo die Elisabethinen sich auf neue Wege wagen.

​​​​​​​Grenzen erkennen

Gleichzeitig ist es den Elisabethinen auch immer schon wichtig, Grenzen zu erkennen und die vorhandenen Ressourcen entsprechend zu fokussieren. Dabei geht es nicht nur um Grenzen, die von außen gesetzt werden, auch wenn diese die Geschichte begleitet haben. Vielmehr gehört es zu den Elisabethinen und ihren Einrichtungen, die eigenen Grenzen zu erkennen. Schon früh in der Geschichte der Elisabethinen in Linz ist beispielsweise bekannt, dass sie ihren- Auftrag darin sahen, kranke Dienstmägde auf dem Weg zur Genesung zu begleiten. Sie hatten nicht den Platz darüber hinaus auch Armen- oder Siechenhaus zu sein und vertraten diese Ausrichtung auch vehement gegenüber der Obrigkeit.

Auch heute setzen die verfügbaren Ressourcen oft Grenzen. Deshalb fokussieren sich die Elisabethinen auf ihre vier Wirkfelder: glauben & leben, gesundheit & leben, lernen & leben, wohnen & leben. In diesen vier Bereichen des Lebens konzentrieren sie ihre Aktivitäten und entwickeln Angebote und Leistungen. Eine gewisse Grenze stellt auch die Größe der Ordensgemeinschaft selber dar. „Ich weiß, wie schwer es manche Gemeinschaften der Elisabethinen haben, wo wenige viel tragen müssen und kaum Nachwuchsperspektiven zu sehen sind“, so formulierte Lagger es in seiner Festrede in Aachen. „In Österreich haben die Elisabethinen deshalb begonnen, bei bleibender Eigenständigkeit der Konvente, das Gemeinsame und Verbindende zu suchen und zu stärken, weil sie davon überzeugt sind, dass sie dem Auftrag und dem Anliegen von Mutter Apollonia angesichts der Herausforderungen der Zukunft gemeinsam besser, dynamischer und kreativer dienen können.“

Der Seele Raum geben

Die Elisabethinen waren, sind und bleiben ein sehr aktiver Orden. Sie betreiben ein mittlerweile schönes Bündel an Einrichtungen und Betrieben in denen viele Mitarbeiter*innen tätig sind, um den Gründungsauftrag zu erfüllen. Zu diesem Gründungsauftrag gehört es auch, den Menschen in seiner Ganzheit zu sehen. Es geht nicht nur darum, einen Menschen von einem körperlichen Gebrechen, von einer Krankheit zu heilen oder das zumindest zu versuchen. Die Elisabethinen wollen in ihren Einrichtungen auch der Seele Raum geben. Seelsorge wird das von jeher in ihren Krankenhäusern genannt und ist schon sehr früh auch belegt. Aber auch diese Seelsorge geht weit über die Krankenhäuser hinaus. „Apollonia wollte den Dienst an den Armen und Kranken rein aus Liebe tun. Deshalb wird sie zu Recht Meisterin der Caritas und Licht der Bürger und Bürgerinnen der Stadt Aachen genannt“, sagte Lagger in seiner Festrede zum 400-jährigen Ordensjubiläum. Dieser Geist steht auch heute noch hinter dem Tun und Wirken der Schwestern von der heiligen Elisabeth. Als die elisabethinen in österreich tragen wir gemeinsam dieses Erbe in die Zukunft – Ordensfrauen und Mitarbeiter*innen der Elisabethinen in Graz, Linz und Wien.

M. ETLINGER


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